Diskriminierung und Datenschutzmängel

Konsumentenschutz empfiehlt Löschung der Sanitas Active App

Uhr
von Saray-Lien Keser und kfi

Der Konsumentenschutz hat verschiedene Krankenkassen-Rabattsysteme untersucht. Dabei kommt insbesondere die Sanitas Active App schlecht weg. Am wenigsten Kritik erhält die App der CSS.

(Source: peart / Fotolia.com)
(Source: peart / Fotolia.com)

Die Stiftung für Konsumentenschutz hat verschiedene Gesundheitsförderungs-Rabattsysteme untersucht. Dabei weist der Grossteil aus der Sicht des Konsumentenschutzes grosse Mängel im Umgang mit Gesundheitsdaten auf und vergibt aus der Sicht des Konsumentenschutzes Rabatte unter diskriminierenden Umständen, heisst es in einer Mitteilung der Stiftung. Analysiert wurden die sechs Krankenkassen CSS, Swica, Concordia, Visana, Helsana und Sanitas mit Fokus auf den beiden Kriterien Diskriminierung und Datenschutz. Die Sanitas Active App schneidet dabei am schlechtesten ab. Am wenigsten Kritik erhält die App der CSS.

Diskriminierung und Datenschutz

Jede der genannten Krankenkassen bietet ihren Versicherten Belohnungen in Form von Rabatten, wenn diese die vorgegebenen Verhaltensregeln einhalten. Das Problem: Laut Konsumentenschutz kommt es dabei zu rechtswidrigen Unterschieden zwischen den Versicherten. So schneidet die Sanitas Active App am schlechtesten ab, da diese (wie auch Helsana) Rabatte an Grundversicherte vergibt, wenn diese etwa Sport treiben oder sich viel bewegen, wie es heisst. Dadurch werden Personen diskriminiert, die kein Interesse an regelmässigem Sport oder Gesundheits-Apps haben oder Wert auf Privatsphäre legen. Aus Sicht des Konsumentenschutzes untergraben derartige Rabattsysteme den Grundsatz einer Sozialversicherung, weshalb die Stiftung zur Löschung der App aufruft. Die übrigen Krankenkassen beschränken ihre Angebote zumindest auf Zusatzversicherte.

Überblick der Auswertung. (Source: zVg)

Diese Daten erhalten die Krankenkassen

Im Bereich der Datenerfassung sticht die Sanitas ebenfalls mit Mängeln heraus: "Wer die App nutzt, willigt ein, der Sanitas automatisch seine Daten zu Herzfrequenz, Gewicht, Kalorien, Schlaf und anderen sensiblen Messpunkten abzuliefern", betont Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes. "Das ist äusserst bedenklich. Solche Daten erlauben einer Versicherung, Risikoselektion zu betreiben, etwa indem sie Versicherungsprodukte nur fitten Personen anbieten, die eine hohe Rentabilität versprechen." Das Rabattsystem der CSS wird hingegen von einem externen Unternehmen betrieben, wie es heisst. Die Krankenkasse erhält dadurch keine Angaben zur Identität der Teilnehmenden und deren Punktestand.

Der Konsumentenschutz zudem fordert umgehende Korrekturen. Die Geschäftsleiterin Sara Stalder fasst diese folgendermassen zusammen: "Wir fordern die Krankenkassen auf, ihre Rabattsysteme datenschutzfreundlich auszugestalten und auf die Zusatzversicherung zu beschränken oder – besser – gleich ganz einzustellen. Es darf nicht sein, dass Versicherte diskriminiert werden, oder andere mit Rabatten gelockt werden, um uneingeschränkt äusserst sensible Daten an die Versicherung zu übermitteln. Den Prämienzahlerinnen und Konsumenten raten wir, solche Rabattsysteme zu meiden und insbesondere die Sanitas Active App umgehend zu löschen, um ihre Gesundheitsdaten zu schützen."

Kürzlich wurde ein Upgrade des Swisspasses bekanntgegeben. Die neuen Funktionen stossen beim Konsumentenschutz ebenfalls auf Kritik, da diese denen einer E-ID ähneln. Die Stiftung spricht dabei von einer "schleichenden und unkontrollierten E-ID". Lesen Sie hier mehr dazu.

Wenn Sie mehr zu Cybercrime und Cybersecurity lesen möchten, melden Sie sich hier für den wöchentlichen Newsletter von Swisscybersecurity.net an. Auf dem Portal gibt es täglich News über aktuelle Bedrohungen und neue Abwehrstrategien.

Webcode
DPF8_239673