Welche Herausforderungen die KI in der Industrie 4.0 mit sich bringt
Die künstliche Intelligenz (KI) ist der Pfad zu mannigfaltigen neuen Anwendungen in der Industrie. Welche Möglichkeiten sich durch die KI bieten und was für Herausforderungen sie mit sich bringt, sagt Mario Fürst, Head of Digital Enterprise bei Siemens Schweiz.
Inwiefern ist KI in der industriellen Fertigung heute noch Zukunftsmusik?
Mario Fürst: KI ist definitiv in der Industrie angekommen. Entscheidend für den Erfolg von KI-Projekten ist nun, dass Industrieunternehmen über das notwendige Fachwissen und die entsprechende Infrastruktur verfügen sowie eine klare Vision für die KI-Anwendungen definieren.
Welche Möglichkeiten eröffnet die künstliche Intelligenz in der Industrie 4.0?
Ich sehe grosses Potenzial in der Vorhersage von wahrscheinlichen Herstellungsfehlern und damit in der Verringerung von Qualitätsprüfungen – das bringt nicht nur Produktivitätssteigerungen mit sich, sondern auch Investitionsersparnisse.
Welche Herausforderungen bringt die Nutzung von KI in dem Umfeld mit sich?
Qualifizierte Mitarbeiter und die klare Definition einer KI-Strategie stehen im Fokus. Wichtige Bereiche sind aber auch der Datenschutz und die Sicherheit (Industrial Security) sowie die Haftung und Rechenschaftspflicht (IP). Ausserdem ist es essenziell, dass genügend hochwertige Daten erfasst werden können.
Wo sind die Grenzen der KI für industrielle Anwendungen?
KI ist eine Kombination aus fortschrittlichen intelligenten Technologien und ermöglicht es Maschinen, Aufgaben auszuführen, die traditionell nur mit menschlicher Intelligenz möglich waren. Es ist heute schwierig abzusehen, wo die Grenzen liegen werden.
Welche Chancen bieten sich für Schweizer IT-Dienstleister in dem Umfeld?
KI erobert die Fabriken im Eiltempo und ist die Basis für kontinuierliche Verbesserungen in der Fertigung. Gerade im Schweizer Markt – mit dem spannenden Mix aus Start-ups, KMUs und Grossunternehmen – empfehlen wir unseren Kunden, KI anhand eines Pilotprojekts und mit der Unterstützung eines erfahrenen Partners wie Siemens auszuprobieren.
Von welchen technologischen Trends profitiert die Industrie 4.0 derzeit am meisten? Und warum?
Ausser KI ist auch das Konzept des digitalen Zwillings ein anhaltender Trend. Dank der computergestützten Nachbildung kann ein Industrieunternehmen zum Beispiel erkennen, wo Engpässe, Ineffizienzen oder unerwartete Anforderungen auftreten. Industrial 5G ermöglicht dank hoher Datenraten, zuverlässiger leistungsfähiger Breitband-Übertragung und ultrakurzer Latenzzeiten eine erhebliche Effizienzsteigerung und Flexibilisierung in der industriellen Wertschöpfung. Bei der Datenverarbeitung auf der Feldebene setzt Siemens auf Industrial Edge und bringt gewohnte IT-Standards, wie das zentrale Software-Management, industrietauglich an die Maschine.
Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer:
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Gregory Albelda, SAS: "Einige Unternehmen sind allerdings schon recht weit, wenn es um den Einsatz von KI geht."
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Patricia Deflorin, SATW: "Die Struktur und Dokumentation der Datenbasis stellt oftmals ein Problem dar."
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Holger Feldhege, Bühler: "Die wesentliche Voraussetzung sind stabile Prozesse und dazugehörige digitale Datenstrukturen."
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Rolf Höpli, Zühlke: "Es mangelt den Unternehmen grundsätzlich nicht an machbaren Ideen und Anwendungsfällen."
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Jürg Meierhofer, ZHAW: "Wichtig ist, dass die Unternehmen trotzdem geeignete Nischen für erste Anwendungen identifizieren."
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Christof Oberholzer, BBV: "KI steht in vielen Bereichen der industriellen Fertigung ganz am Anfang."
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Robert Rudolph, Swissmem: "Der Nutzen entsteht in der eigenen Fertigung oder über eine entsprechende Dienstleistung beim Kunden."