Billy Kneubühl im Interview

Wie Oracles neuer Schweiz-Chef den Channel nutzen und stärken will

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von Coen Kaat

Nach über 20 Jahren bei IBM ist Billy Kneubühl Anfang 2022 als VP Technology Cloud Sales ALPS & Country Leader Switzerland zu Oracle gewechselt. Er tritt die Nachfolge von Hanspeter Kipfer an, der das Schweiz-Geschäft von Oracle sieben Jahre geführt hatte. Im Interview spricht Kneubühl über den Wechsel, den Channel und über seine Strategie.

Billy Kneubühl, VP Technology Cloud Sales ALPS & Country Leader Switzerland bei Oracle. (Source: zVg)
Billy Kneubühl, VP Technology Cloud Sales ALPS & Country Leader Switzerland bei Oracle. (Source: zVg)

Sie haben über 20 Jahre für IBM gearbeitet. Was war der Grund für Ihr Ausscheiden?

Billy Kneubühl: Ich bin ausserordentlich dankbar für all die Jahre bei IBM. Ich konnte in vielen Funktionen und Märkten arbeiten und meine Karriere vorantreiben. Man plant nie, so lange zu bleiben, aber ich hatte laufend die Gelegenheit, mich mit neuen Technologien zu beschäftigen und mit Kunden zu arbeiten, die sie für ihr Geschäft nutzen. Bei Oracle habe ich die Möglichkeit, ein interessantes Portfolio vorwärtszubringen und umfassend auf dem Schweizer Markt zu vertreten. Das ist es, wonach ich gesucht habe!

Was hat Oracle zu bieten, was IBM nicht (mehr) zu bieten hat?

Für mich ist es eine neue Herausforderung und ein ideales Timing, um bei Oracle einzusteigen. Die Unternehmen beschleunigen ihren Wechsel in die Cloud und jetzt werden die wirklich geschäftskritischen Anwendungen in die Cloud gebracht. Oracle verfügt über die Technologien und Hybrid-Cloud-Angebote, um dies zu realisieren. Zusätzlich zu einem umfassenderen Portfolio differenziert sich Oracle auch durch die verschiedenen Arten, wie diese in einer Private-, aber auch Public Cloud eingesetzt werden können. So zum Beispiel mit Roving Edge Infrastructure will Oracle sein Cloud-Angebot vollständig hybrid und auch an Orten verfügbar machen, an denen dies bisher nicht möglich war.

Seit Januar arbeiten Sie nun als Vice President Technology Cloud Sales ALPS & Country Leader Switzerland bei Oracle. Wie war der Übergang zu Ihrer neuen Rolle?

Wie Sie sich vorstellen können, hätte ich gerne in meiner Funktion im Büro angefangen. Ich hätte gerne das Team physisch Face to Face kennengelernt. Da wir obligatorisch im Homeoffice arbeiten müssen, war dies nicht möglich, und mein erster Tag bei Oracle fand im Homeoffice statt. Ich hatte das grosse Privileg, ein sehr professionelles Team kennenzulernen, das mich herzlich willkommen hiess und mir sehr half, mich in die Organisation einzuführen. Es ist bemerkenswert, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, unsere Arbeit im Homeoffice zu erledigen. Das gilt nicht nur für Oracle, sondern auch für die Menschen, mit denen ich bei Kunden und Geschäftspartnern zusammenarbeiten darf. Ich freue mich jetzt aber, möglichst rasch wieder Kunden und das Team persönlich zu treffen. Ich glaube, dass viele der kreativeren Prozesse und Diskus­sionen fruchtbarer sind, wenn wir uns persönlich treffen und am selben Whiteboard stehen. Ganz besonders aber auch in herausfordernden Situationen im gleichen Raum stehen.

Ihr Vorgänger, Hanspeter Kipfer, hat das Unternehmen bereits im Oktober verlassen. Warum war die Stelle so lange unbesetzt?

Weil ich nicht früher verfügbar war!

Was ist Ihr Plan für den Schweizer Markt?

Ich sehe, dass die geschäftskritischsten Anwendungen noch von Cloud-Technologien abgedeckt werden müssen. Da Unternehmen immer agiler werden müssen, muss IT der Enabler sein. Mein Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Kunden unseren Mehrwert kennen, ganz besonders für die Bereitstellung ihrer kritischen Anwendungen und Prozesse mit Cloud-Technologien und integrierten End-to-End-Geschäftsanwendungen. Ausserdem müssen wir unser Ökosystem und unsere Partner nutzen und stärken, die über das Know-how verfügen, um unseren lokalen Markt bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Einige weitere interne Initiativen liegen mir sehr am Herzen, wie die Förderung der Vielfalt in unseren Teams.

Wie wollen Sie das erreichen?

Oracle ist ein Unternehmen, das Vielfalt lebt, und das ist heute wichtiger denn je. Ich bin davon überzeugt, dass Vielfalt neue Perspektiven und letztlich Leistung fördert, und für mich ist es von zentraler Bedeutung, dies bei der Einstellung zu betonen und sicherzustellen, dass dies unterstützt wird und sich in der Art und Weise, wie wir vor Ort arbeiten, widerspiegelt. Ich bin auch sehr daran interessiert, unser "Generation O"-Programm zu unterstützen, bei dem es darum geht, Talente am Anfang ihrer Karriere zu engagieren und das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden von Oracle zu erweitern. Neun bis zwölf Monate lang haben sie die Möglichkeit, das gesamte Portfolio von Oracle kennenzulernen. Darauf aufbauend können sie wählen, was sie in welcher Region machen wollen.

Wie läuft das Geschäft in der Schweiz?

Ich stelle fest, dass neue IT-Ausgaben immer mehr auf die Geschäftsinitiativen ausgerichtet sind, zum Beispiel für die Innovation in den Unternehmen und die digitale Transformation. Die Entscheidung für Investitionen in Technologie liegt daher bei den jeweiligen Geschäftsbereichen. Der IT-Betrieb steht vor der Herausforderung, die Opex unter Kontrolle zu halten. Technologien, die Cloud Computing ermöglichen, tragen dazu bei, dieses Problem anzugehen, und die Kunden können damit effizienter werden. Die Pandemie hat sicherlich die Umstellung der Schweizer Unternehmen auf die Cloud branchenübergreifend beschleunigt.

Wo verorten Sie Oracle gegenüber der Konkurrenz?

In der Schweiz vertrauen alle grossen Unternehmen sowie Behörden ihre Daten Oracle an. Es gibt immer mehr überzeugende Beispiele von Unternehmen, die von Innovation und Effektivität getrieben werden und mit strategischen Modellen in die Cloud gehen, so z.B. die Schweizerische Post, die sich für Oracles Cloud@Customer entschieden hat, um ihre Transformations fortzusetzen und den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden indem sie eine bessere Leistung ermöglicht, ohne das hohe Mass an Verfügbarkeit zu opfern. Ein weiteres Beispiel ist der führende Schweizer Anbieter von Inspektions-, Prüf-, Verifizierungs- und Zertifizierungsdiensten SGS, der sich im Rahmen seiner Multi-Cloud-Strategie für die Oracle Cloud entschieden hat.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Markt für Oracle?

Der Markt ist selbstverständlich sehr wichtig, auch wegen der vielen multinationalen Unternehmen hier. Branchen, die stark reguliert sind und sehr kritische Daten und IT-Anforderungen haben, sind die Kunden, die wir am besten mit unseren Lösungen bedienen, die genau für diese Herausforderungen konzipiert sind. Die Schweiz bietet ein hervorragendes Innovationsökosystem mit starken Investitionen in Bildung und Forschung und eine robuste In­frastruktur. Ausserdem besteht in der Schweiz ein grosser Bedarf an einem Public-Cloud-Angebot, dem die Kunden vertrauen können und das die regionalen Anforderungen an die Datensouveränität erfüllt. Mit unserer Cloud-Re­gion ZH wird die Oracle Cloud Infrastructure Unternehmen aller Branchen mit geschäftskritischen Workloads unterstützen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unser grösstes Innovationslabor befindet sich im Prime Tower, wo unsere Entwicklungsteams hinter einigen der beliebtesten neuen Produkte von Oracle stehen, die das Cloud-Wachstum des Unternehmens vorantreiben.

Wie gesund ist die Partnerlandschaft von Oracle in der Schweiz?

Oracle hat ein starkes Partner-Ökosystem in der Schweiz, das von globalen Systemintegratoren über lokale SIs, Boutique-Partnern bis zu VADs reicht. Es gibt immer mehr Möglichkeiten im Zusammenhang mit der Cloud, die bei vielen Partnern Interesse wecken.

Was kommt jetzt auf die Partner zu, mit Ihnen als neuem ­Leiter der Schweiz?

Ich sehe das Partner-Ökosystem von Oracle als entscheidend für den Erfolg unserer Kunden. Das war vielleicht nicht immer so, aber in den letzten Jahren hat Oracle bedeutende Schritte unternommen, um partnerfreundlicher zu werden und das gesamte Netzwerk zu überarbeiten, damit die Kunden eine Auswahl an Implementierungspartnern haben. Dies ist Teil unserer Wachstumsstrategie für die kommenden Jahre.

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