Diese Trends geben im RZ-Markt den Takt an

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im ­Geschäft zu sein?

Roger Semprini: Wir sind der Backbone der Digitalisierung. Alle Services, die wir täglich nutzen, zum Beispiel Onlineshopping, E-Mails, Messenger, Streaming-Dienste, Videotelefonie, E-Banking, brauchen ein RZ. Datacenterbetreiber, die nur Colocation anbieten, werden nicht überleben. Kunden wollen Konnektivität, also den Anschluss an alle Carrier und Cloud-Anbieter, an hybride Multi-Clouds, an Eco-Systeme. Gleichzeitig helfen wir mit unseren hocheffizienten Anlagen unseren Kunden, ihre ESG-Ziele (En­vironmental, Social und Governance) zu erreichen.

Algenfarmen, Abwärmenutzung, alternative Energie: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Schweizer Rechenzentren?

Trotz eines Anstiegs der Internetnutzenden um 60 Prozent von 2015 bis 2021 und einer Steigung des Internetverkehrs um 440 Prozent im selben Zeitraum ist der Energieverbrauch der Datacenter dank zahlreicher Effizienzsteigerungen weltweit praktisch um 10 Prozent gestiegen. Wir waren das erste RZ-Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 klima­neutral zu werden – und zwar in Anlehnung an ein genehmigtes, kurzfris­tiges, wissenschaftlich fundiertes Ziel (SBT). Unsere lokalen RZs nutzen 100 Prozent erneuerbare Energie.

Und wie nachhaltig sind die Rechenzentren hierzulande wirklich?

Unser Ziel ist die Reduzierung unseres Gesamtstromverbrauchs. Um dies zu erreichen, haben wir etwa die Grenzwerte der Betriebstemperatur in unseren RZs erhöht. All unsere Erweiterungs- und Ausbauschritte, auch in der Schweiz, erfolgen unter Einbezug höchster Energieeffizienzstandards. Wir konnten den PUE-Wert, der den insgesamten Stromverbrauch im RZ an der gesamten Hardware-Installation misst, im vergangenen Jahr in der Schweiz um zirka 20 Prozent reduzieren. Equinix veröffentlich zudem einen jährlichen Sustainability Report.

Wie hat sich das Schweizer RZ-Geschäft in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt?

Die Nachfrage in der Schweiz ist sehr hoch und wir sind sehr zufrieden. Immer mehr Kunden kommen zu uns, um ihren digitalen Footprint zu verbessern, indem sie Datacenter und Netzwerke zu uns bringen, das stärkt die Nachfrage. Kunden können ihre Nachhaltigkeit verbessern und so Geld sparen.

Wie viel Raum bleibt hierzulande neben den grossen Hyperscalern noch für lokale Anbieter?

Wir konzentrieren uns auf Unternehmenskunden, denen wir Konnektivität und den Zugang zu Cloud-Diensten sowie digitalen Eco-Systemen ermöglichen. Wir planen weit in Voraus, dass wir lokale sowie multinationale Kunden bestens bedienen können.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

• Primo ­Amrein, Microsoft: "Ein RZ-Betreiber muss mehr bieten als nur IaaS-Hosting."
• Arne Benox, Digital Realty: "Ökonomische Ziele tragen häufig dazu bei, die ökologischen zu erreichen."
• Michael Dudli, Xelon: "Die Nachfrage nach Schweizer Lösungen bleibt hoch."
• Erich ­Hohermuth, NorthC: "Steigende Energiepreise und Versorgungsengpässe haben die Branche stark beeinflusst."
• Olivier ­Honold, NTT: "Es reicht nicht, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten."
• Marco Stadler, Green: "Die Energieeffizienz hat sich in der Branche stark verbessert."
• Patrick Stutz, Mount10: "Der grösste Hebel bei der Nachhaltigkeit liegt beim vom Kunden eingesetzten Equipment."
• Ralph Urech, Data11: "Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben die wichtigsten Eckpfeiler; der Rest ist Beilage."