Marktreport

Männerdomäne Smartphone

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Der Schweizer Mobiltelefon-Markt wächst scheinbar unaufhaltsam. Trotz prophezeiter Marktsättigung nimmt der Smartphone-Anteil weiter rasant zu. Auch in ehemaligen "Smartphone-Wüsten" fallen die mobilen Telefoncomputer auf fruchtbaren Boden.

Das Mobiltelefon ist zum alltäglich genutzten Werkzeug für Herr und Frau Schweizer geworden. So scheint es zumindest, berücksichtigt man dessen Verbreitungsgrad. Schon vor drei Jahren war in neun von zehn Schweizer Haushalten mindestens ein Handy zu finden, meldete das Bundesamt für Statistik zu Jahresbeginn. Damit war das Mobiltelefon im Jahr 2010 das am zweithäufigsten verbreitete ICT-Gerät nach dem Fernseher, dessen Verbreitungsgrad noch einen Prozentpunkt höher liegt (93 Prozent). Über die Hälfte dieser Haushalte besass zudem mehr als ein Mobiltelefon. Noch vor 15 Jahren sah dies ganz anders aus: Im Jahr 1998 war lediglich jeder vierte Haushalt mit einem Mobiltelefon bestückt. Diese rasante Entwicklung soll unverändert und in gleichem Tempo weitergehen.

Schweizer Milliardenmarkt

Nahm der Markt für Festnetztelefonie im Jahr 2012 erneut ab, stieg die Zahl der Mobilfunkabonnenten weiter, wie das Bundesamt für Kommunikation in seinem aktuellen Jahresbericht festhält. Per Ende 2012 sollen es mittlerweile knapp 10,5 Millionen verkaufte Abonnements und Prepaid-SIM-Karten gewesen sein, schätzt das Bakom. 2011 knackte der Schweizer Mobiltelefonmarkt die magische Grenze von zehn Millionen Abonnements- und Prepaid-Karten. Sinkende Preise dürften das Wachstum beschleunigt haben. Die Kosten für Anrufe auf Schweizer Mobilfunknetze schwanden vergangenes Jahr erneut. Insgesamt gingen die Preise für Mobiltelefoniedienste seit der Marktöffnung im Jahre 1998 gemäss Bakom um über 60 Prozent zurück.

Immer wichtiger werden Smartphones. Schweizer tauschen ihre herkömmlichen Mobiltelefone ohne Internetzugang, sogenannte Feature Phones, zunehmend mit einem Smartphone, das ihnen neben Telefon auch Computer ist. Leidtragende am Smartphone-Boom sind nicht nur Feature Phones, sondern auch PCs. Der hiesige PC-Markt ging im vergangenen Jahr gemäss Weissbuch-Report des Branchenexperten Robert Weiss um 11,6 Prozent zurück.

Bereits heute sind Smartphones ein Milliardengeschäft. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 gemäss Weissbuch-Report um 10,3 Prozent auf 1,54 Milliarden Franken gestiegen. Zwar nahm der Schweizer Mobiltelefonmarkt im vergangenen Jahr insgesamt stückzahlmässig um 9,4 Prozent auf 3,959 Millionen Geräte ab. Doch der Smartphone-Markt legte laut Weissbuch um 3,8 Prozent auf 2,478 Millionen Geräte zu. Da Smartphones dank ausgefeilter Technik meist wesentlich teurer als herkömmliche Mobiltelefone sind, treiben sie den Umsatz trotz rückläufigen Stückzahlen des Gesamtmarktes in die Höhe. Vergangenes Jahr erreichte der Smartphone-Anteil gemäss Weissbuch 62,6 Prozent des gesamten Handymarktes. Damit stieg der Anteil der Smartphones um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Ungesättigtes Wachstum

In einer repräsentativen Comparis-Studie von Anfang Jahr mit über 1200 befragten Personen kam heraus, dass 58 Prozent der Befragten ein Smartphone mit Touchscreen und Internetzugang besitzen. Damit stieg der Smartphone-Anteil auch gemäss Comparis. Anfang 2012 ermittelte eine Comparis-Umfrage noch einen Anteil von 48 Prozent, also 10 Prozentpunkte weniger als in der aktuellen Umfrage. Und das obwohl die Marktforscher von Comparis damals eine Marktsättigung – zumindest in der Zielgruppe der jungen Erwachsenen – voraussagten.

Wenig überraschend zeigt sich die junge Bevölkerung besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien. So besas­sen Anfang 2012 gemäss Comparis vier von fünf Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren ein Smartphone. Bei den Personen zwischen 20 und 24 Jahren waren es drei von vier. Unter 50 Prozent lag der Smartphone-Anteil erst bei der Zielgruppe der 40- bis 44-Jährigen. Comparis prognostizierte deshalb ein langsameres Wachstum als noch zuvor. Schliesslich war die Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt rasant. Noch vor 5 Jahren lag der Smartphone-Anteil bei lediglich 3 Prozent. Gemäss Weissbuch dürfte dieses Segment jedoch bis Ende des Jahres auf bereits 70 Prozent steigen.

Zuwachs dank LTE

Nach wie vor sind Smartphones bei jüngeren Personen verbreiteter als bei älteren. Dieses Jahr sind laut Comparis bereits 83 Prozent der unter 30-Jährigen in Besitz eines Smartphones. Bei der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sind es noch 68 Prozent und von denjenigen Befragten, die 50 Jahre oder älter sind, ist es knapp jeder dritte (32 Prozent).

Ralf Beyeler von Comparis sagte als Erklärung für die rasante Verbreitung von Smartphones: "Die vielseitigen Funktionen des Smartphones überzeugen offenbar immer mehr Leute." Entgegen den Prognosen von Comparis dürfte der Smartphone-Boom dank neuen Mobilfunktechnologien weitergehen. Das Bakom versteigerte im Auftrag der Comcom Anfang 2012 den drei Mobilfunkbetreibern Orange, Sunrise und Swisscom Frequenzen im Wert von einer knappen Milliarde Franken. Diese erlauben es den Betreibern, ihre Netze mit den neuesten Technologien wie LTE (Long Term Evolution) zu erweitern, wodurch mobiles Internet an Attraktivität bei den Konsumenten gewinnen dürfte.

Apples Fulminanter Durchbruch

Seit Apple Mitte 2008 den Schweizer Markt mit seinem ersten iPhone betrat, setzte die Smartphone-Ausbreitung in vollen Zügen ein. Comparis-Experte Beyeler erklärt: "Smartphones gab es schon früher, doch Apple hat den Geräten innerhalb von nur vier Jahren zum Durchbruch verholfen." Doch auch Geräte mit Googles Betriebssystem Android tragen zur Smartphone-Verbreitung bei. Comparis vermutet, dass der Wettbewerb zwischen den Anbietern ein Grund für die schnelle Verankerung der Geräte im Alltag sein dürfte. Apple dominierte 2012 den Schweizer Smartphone-Markt gemäss Weissbuch-Report mit einem Anteil von 52,4 Prozent. Damit weist die Schweiz die höchste iPhone-Dichte weltweit aus.

Der iPhone-Hersteller setzte hierzulande im vergangenen Jahr 1,299 Millionen iPhones ab. 1,03 Millionen Geräte mit Googles An­droid-Betriebssystem machten 41,4 Prozent des Schweizer Marktes aus und konnten damit gegenüber Apple weiter Boden gutmachen. (Noch?) bedeutungslos war der Anteil Geräte mit anderen Betriebssystemen wie Windows mit 75'000 Stück (3 Prozent) und Blackberry mit 46'000 Stück (1,9 Prozent). Berücksichtigt man übrigens den deutlich höheren Durchschnittspreis für ein iPhone im Vergleich zu anderen Smartphones, liegt Apples Umsatzanteil am Schweizer Smartphone-Markt bei stolzen 64,9 Prozent.

Machogerät Smartphone?

Noch vor wenigen Jahren war das Tessin eine Smartphone-Wüste. Mittlerweile hat die Verbreitung aber auch in der italienischsprachigen Schweiz stark zugenommen und gegenüber der Deutsch- und Westschweiz aufgeholt. Aktuell lassen sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Sprachregionen mehr feststellen, meldet Comparis. Neben Jugendlichen zeigt sich eine weitere Zielgruppe an ausgefeilten Smartphones interessiert. Im Geschlechterkampf haben Männer nämlich die Nase vorn. Deutlich mehr Männer als Frauen besitzen ein Smartphone. Die diesjährige Comparis-Umfrage ergab einen Anteil von 66 gegenüber 51 Prozent. Ralf Beyeler von Comparis glaubt: "Hier bestätigt sich das Klischee, dass Männer technikaffiner sind als Frauen."

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