"Unsere Pläne und Ideen können sich innerhalb von Tagen ändern."
Stefan Plogmann verantwortet das IT-Management beim Tankstellenbetreiber Socar Energy Switzerland. Da gibt es derzeit viel zu tun. Von seinen IT-Service-Partnern erwartet er deshalb Hingabe und Eigeninitative. Doch Cold Calls mag er gar nicht: Seine Partner evaluiert Plogmann gerne selbst.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus, und wo kommen Sie dabei mit IT-Service-Anbietern in Berührung?
Stefan Plogmann: Die IT der Socar Energy Switzerland ist grob in vier Segmente unterteilt. Hierbei haben wir einen Grossteil unseres IT-Supports an externe Partner vergeben. Unsere eigenen Mitarbeiter konzentrieren sich vor allem auf Koordination, Planung und Projektmanagement. Unser Infrastrukturteam kümmert sich um das Netzwerk, Server und die Client Computer. Unser Team für Business Applications kümmert sich um die zahlreichen Spezialapplikationen sowie unsere Middleware für den Datenaustausch intern und extern. Das SAP-Team kümmert sich um unser ERP-System. Nicht zuletzt haben wir dann noch ein spezielles Retail-IT-Team, das sich um die speziellen IT-Systeme und -Anwendungen in den Tankstellen kümmert.
Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?
Wir suchen insbesondere nach proaktivem Feedback. Spezialisten bringen ein umfangreiches Know-how und Detailwissen mit. Wir könnten so ein Wissen niemals selbst innerhalb von Socar aufbauen. Unsere IT-Mitarbeiter müssen eher Generalisten sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die externen Spezialisten aus eigenem Antrieb potenzielle Probleme oder Fehler melden, aber auch Chancen erkennen. Eine weitere Eigenschaft ist Flexibilität. Wir sind ein Unternehmen, das sich gerade neu am Markt etabliert und ständigem Wandel unterworfen ist. Folglich können sich Pläne und Ideen innerhalb weniger Tage ändern. Nicht jeder Dienstleister kommt damit über längere Zeit klar. Eine dritte Eigenschaft ist Engagement, das über das reine Abhaken von Aufgabenlisten hinausgeht. Wir suchen Partner, die sich für unsere Kunden und Mitarbeiter interessieren. Es muss nicht immer alles sofort klappen. Aber man muss Probleme ernst nehmen und helfen wollen.
Kaufen Sie die Komponenten, die Sie benötigen, direkt beim Hersteller oder tätigen Sie Ihre Käufe über einen Fachhändler?
Da gibt es keinen generellen Ansatz. Wir fragen immer bei mehreren Quellen an und wählen dann die situativ passende Lösung.
Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?
Der Bereich Infrastruktur ist fast komplett ausgelagert. Dies beinhaltet unter anderem auch den generellen IT-Helpdesk. Der IT-Support für die Tankstellen ist ebenfalls vollständig ausgelagert. Allerdings ist hier die Konstellation recht kompliziert, da wir mehrere externe Partner kombinieren müssen. Wegen der enormen Bandbreite an Systemen in den Tankstellen können wir das nicht einfach aus einer Hand bekommen.
Welche Bereiche würden Sie hingegen nie outsourcen?
Grundsätzlich haben wir keine Dogmen gegen Outsourcing. Es gibt aber Bereiche, wo es nur sehr wenig Sinn ergibt. Wir würden etwa unsere IT-Planung und Koordination nicht extern vergeben. Das setzt sehr viel Industriekenntnis voraus und bedingt auch eine tägliche Einbindung in die strategische Fortentwicklung der Firma. Das möchten wir natürlich intern behalten. Ein weiterer Bereich ist unsere Middleware. Einen Teil haben wir extern vergeben. Die Arbeit unseres Teams geht aber weit über das technische Monitoring von Interfaces hinaus. In der Regel werden Interface-Probleme nicht durch technische Ausfälle verursacht. Fehlerquellen sind oft falsche oder unvollständige Daten. Die Ursachen sind teilweise komplex und erfordern ein vertieftes Prozess-Know-how und die Lösungssuche mit Kunden oder internen Abteilungen.
Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie werden und wie kann Sie der Handel dabei unterstützen?
Wir werden uns unsere Applikationslandschaft genauer anschauen und teilweise ersetzen. Zudem werden wir dieses Jahr ein neues Kassensystem evaluieren und die peripheren Systeme in den Tankstellen anschauen. Hierbei stehen die Partner jedoch schon fest. Bei den neuen Systemen gehen wir selbst aktiv auf interessante Firmen zu. Sogenannte "Cold Calls" ergeben bei uns keinen Sinn und sind sogar kontraproduktiv.