Im Gespräch mit Cyrill Schmid, Topsoft

Zwischen Hype und Standard: ERP aus der Cloud

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Cyrill Schmid, Organisator der Topsoft, spricht über die Trends am Markt für ERP-Lösungen und die Messehighlights an der Topsoft. Dort bieten über 160 Anbieter ihre Lösungen an.

Cyrill Schmid, geschäftsführender Partner von Schmid + Siegenthaler Consulting, Veranstalter der Fachmesse Topsoft
Cyrill Schmid, geschäftsführender Partner von Schmid + Siegenthaler Consulting, Veranstalter der Fachmesse Topsoft

Alles spricht von der Cloud. Ist ERP aus der Cloud noch ein Hype oder schon Standard?

Cyrill Schmid: Das Spektrum reicht auf beiden Seiten von Leuten, die kaum etwas vom Thema Cloud gehört haben, bis zu den überzeugten Profis. Daher liegt das Thema momentan irgendwo zwischen Hype und Standard. Je nach Orientierung des Anwenders und Anbieters.

Wollen KMUs überhaupt ERP aus der Cloud?

Die Implementierung und der Betrieb von ERP sollen einfach und günstig sein. Da haben Cloud-Lösungen gute Karten. Unternehmen, die das so erkennen und die Ängste und Vorbehalte ausgeräumt haben, wollen durchaus Cloud-Angebote nutzen.

Wird Systemintegratoren durch ERP-Cloud-Lösungen Umsatz weggenommen?

Von Wegnehmen kann keine Rede sein. Das Geschäft verlagert sich laufend auf neue Technologien und neue Bedürfnisse der Anwender. Die Informatikdurchdringung steigt auch weiterhin und die Anwender brauchen Unterstützung, mit oder ohne Cloud. Anpassung an die Prozesse der Unternehmen durch Konfiguration der Software bleibt ein Thema, ebenso das Schaffen von Schnittstellen zu anderen Anwendungen.

So viele Möglichkeiten ERP-Systeme heute bieten, so viele Anbieter gibt es auch am Schweizer Markt: Allein die Datenbank der Business-Software-Messe Topsoft enthält über 300 mittelgrosse und grössere ERP-Anbieter. Wieso ist der Schweizer ERP-Markt so stark fragmentiert?

Das liegt an unserer Unternehmenslandschaft: In der Schweiz sind bekanntlich über 99 Prozent der Unternehmen KMUs. Und die sind häufig hochspezialisiert. Diese Individualität der Unternehmen spiegelt sich wider in den Anforderungen an ihre Business-Software. Die Stärken des eigenen Business sollen ja nicht mit einer starren und unflexiblen Softwarelösung behindert werden. Ein weiterer Grund ist, dass Lösungen, die vermeintlich alle Aspekte abdecken können, für viele KMUs schlicht zu teuer sind. Auch ist die räumliche Nähe zum Softwarelieferanten oder sogar die persönliche Beziehung ein wichtiger Aspekt. Obwohl der Absatzmarkt der Schweizer KMUs häufig international ist, agieren sie bei der Auswahl strategischer Partner und wichtiger Lieferanten oft sehr regional – und nicht einmal national.

Aber können sich so viele Anbieter überhaupt am Markt behaupten?

Die seit Jahren angekündigte Konsolidierung des Business-Software-Markts hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil, es kommen immer wieder neu entwickelte Lösungen auf den Markt. Das hat damit zu tun, dass die technische Basis, auf der man heute Software entwickelt, sehr hoch ist und sich mit modernen Entwicklungstools in kurzer Zeit gute Resultate erzielen lassen.

Eine Orientierungshilfe soll die Topsoft sein. Was bietet die Messe den Besuchern?

Primär eine sehr gute Marktübersicht mit über 160 Anbietern von Business- Software-Lösungen. Die gezeigten Lösungen decken praktisch das gesamte Spektrum von Unternehmenssoftware ab: Von ERP-, PPS- und CRM-Systemen über Dokumenten verwaltung, Retail, FIBU und E-Commerce-Anwendungen bis zu Individualentwicklungen.

Bei der Menge an Ausstellern überlegt sich vielleicht mancher Anbieter, dass er nicht mehr wahrgenommen wird. Warum sollten Softwareanbieter an der Topsoft ausstellen?

Weil ihre Zielgruppe da ist und weil sich die Topsoft in den letzten Jahren zu der B2BInformations- und Know-how-Plattform für Business-Software entwickelt hat. Das wird wahrgenommen: Die Messe ist für Aussteller komplett ausverkauft.

Die Topsoft findet gemeinsam mit der Aiciti statt. Was versprechen Sie sich von der Kooperation?

Die Idee, dass die Aiciti in Zukunft zum »House of Brands» wird, unter deren Dach unterschiedliche, fokussierte Fachveranstaltungen stattfinden, finden wir wirklich gut. Und ich persönlich meine, die Branche hätte so einen Anlass verdient. Dazu braucht es aber von allen Beteiligten auch den Willen, die eigenen Interessen zuerst etwas zurückzustellen, um dann von den neuen Chancen umso mehr profitieren zu können.

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