Red Hat Forum Switzerland 2017

Wie Open Source das Unternehmen der Zukunft formt

Uhr

Das Software-Unternehmen Red Hat hat zur Reise in die Cloud geladen. Am Red Hat Forum Switzerland sprachen namhafte Business-Vertreter über das Unternehmen der Zukunft.

Am 12. September gab es in den Arena Cinemas bei Sihlcity viele rote Hüte zu sehen. Das Software-Unternehmen Red Hat lud zur Reise in die Cloud. Beim Red Hat Forum Switzerland 2017 sprachen illustre Namen aus dem IT-Business über die aktuellen Entwicklungen in der Branche. Mit dabei waren Vertreter von Microsoft, Six Group und der SBB. Sie alle schienen sich einig zu sein: Open-Source-Projekte werden das Unternehmen der Zukunft umformen. Und zwar nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch und kulturell.

Entwickler, CEOs und Konkurrenten an einem Tisch

Marco Bill-Peter von Red Hat sieht die Zukunft in Open Source. (Source: Netzmedien)

Red Hat arbeite ausschliesslich mit Open-Source-Programmen. Auch durch Akquisitionen erworbene Software mache das Unternehmen frei zugänglich, sagt Marco Bill-Peter, VP Customer Experience & Engagement. "Open Source ist überall." Offene Technologien würden die Unternehmenskultur stark beeinflussen. Open Source fördere eine offene Organisation, Transparenz und Standardisierung.

"Wir glauben, dass Probleme in gemeinsamer Zusammenarbeit besser lösbar sind", sagt Dominik Wotruba, CTO von Red Hat Switzerland. Damit gemeint ist nicht nur das kollegiale Anpacken innerhalb eines Unternehmens, sondern auch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Firmen. "Kollaboration ist heutzutage zentral", bekräftigt Marc Frankenhauser, Head of Commercial Management Infrastructure bei Sunrise. “Da müssen mitunter auch Konkurrenten an denselben Tisch sitzen.” Das sei wichtig für Effizienz und Schnelligkeit.

Im Panel diskutieren David Brupbacher (Six), Roger Meier (Siemens), Marco Bill-Peter (Red Hat), Oliver Bussmann (ehem. UBS), Andre Baumgart (Easier) und Marc Frankenhauser (Sunrise). (Source: Netzmedien)

Damit das funktioniere, sei allerdings ein Umdenken gefordert. Vor allem, was die Aufweichung der Hierarchien betreffe. "Dass Entwickler und CEOs auf einer Augenhöhe miteinander sprechen, ist noch gewöhnungsbedürftig", kommentiert Andre Baumgart, Mitgründer des Start-ups Easier.

"Das Business muss und wird näher zur IT kommen", sagt Dominik Wotruba. Dabei helfen visuelle Methoden, die das Programmieren in Zukunft ersetzen könnten, ergänzt Dieter Wijngaards, CTO von Adesso. Die Speaker am Red Hat Forum sind sich einig: Es ist eine gewichtige Herausforderung, den Kulturwechsel zur Open-Source-Mentalität einzuläuten.

Six Group plant Migration zu Openshift

David Brupbacher von der Six Group will Mitarbeiter, die quer denken. (Source: Netzmedien)

Die Cloud-Container-Plattform Openshift von Red Hat ist bei den Referenten beliebt. Openshift biete "das Beste beider Welten", sagt Oliver Bussmann, ehemaliger Group CIO der UBS. Nämlich einerseits Geschwindigkeit und andererseits Stabilität.

Die Six Group will in Kürze erstmals eine Migration nach Openshift durchführen. Dabei setzt das Schweizer Fintech-Unternehmen auf einen hybriden Ansatz. "Wir wollen nicht in die Mainframe-Falle tappen. Wir wollen uns offen halten", sagt David Brupbacher, Head of IT Global Operations bei Six. Die Orchestrierung auf verschiedenen Hosts sei heute zwar noch statisch, werde aber bald dynamisch sein.

Six sieht sich als Teil der Devops-Bewegung. Dafür seien Schulungen, Weiterbildungen und Umstrukturierungen angedacht. "Viele Mitarbeiter denken nicht über ihren eigenen Garten hinaus", stellt Brupbacher fest. Das müsse sich ändern. "Unser Ziel ist, dass ein Viertel unserer Mitarbeiter Software entwickeln kann."

Accenture will Schweizer Markt aufmischen

Für Josh Meyer von Accenture bleiben die Arbeitsabläufte zentral. (Source: Netzmedien)

"Unternehmen befinden sich in einer existenziellen Krise", sagt Josh Meyer vom Outsourcing-Dienstleister Accenture Switzerland. Er ist dort als Global Financial Service Cloud Enablement Lead tätig. Accenture wolle die Unternehmen dazu ermuntern, über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Auf den Schweizer Markt warten aufregende Neuerungen, verspricht Meyer. Accenture werde Banken dabei helfen, Container-basiert zu werden. Und am Herzen dieser Entwicklung stehe Openshift von Red Hat.

Meyer erinnert aber auch daran, dass man neben all der Technologie nicht die Hauptfrage vergessen sollte: "Wie können wir Wert generieren?" Zentral seien die Arbeitsprozesse. Die Technologie helfe leidiglich dabei, sie zu verbessern.

Microsoft und die Reise in die Cloud

Marc Holitscher von Microsoft sieht sich als Teil der Open-Source-Bewegung. (Source: Netzmedien)

Microsoft und Red Hat seien seit zwei Jahren Partner, sagt Marc Holitscher, CTO bei Microsoft. Das sei vor sechs Jahren noch undenkbar gewesen. In einer Cloud-Welt sei diese Zusammenarbeit allerdings entscheidend. Denn in den letzten sechs Monaten sei eine Wende eingetreten.

Zuvor habe man die Cloud als Sicherheitsrisiko wahrgenommen, heute gelte sie als sicher. "Die Frage lautet nicht mehr: Cloud ja oder nein? Sondern: Wie kann ich optimal von der Cloud profitieren?", sagt Holitscher. Die hybride Cloud-Plattform Microsoft Azure soll Unternehmen bei der Reise in die Cloud unterstützen.

Microsoft engagiere sich aktiv an der Open-Source-Bewegung. "Wir werfen nicht einfach Produkte über den Open-Source-Zaun, sondern beteiligen uns am praktischen Austausch mit der Community", sagt Holitscher. Azure Marketplace etwa basiere zu 60 Prozent auf Open Source.

Die SBB setzen auf Open Source

Heads of Cloud unter sich: Baltisar Oswalt von den SBB im Gespräch mit Eduard Modalek von Red Hat (Source: Netzwoche)

Die Apps der SBB nutzen bereits heute die Container-Plattform Openshift. "Ohne Openshift wären wir nicht weit gekommen", sagt Baltisar Oswalt, Head of Cloud bei SBB. "Wenn Openshift nicht mehr funktioniert, kann niemand mehr online Tickets einkaufen", erklärt er.

Die mobile App der SBB habe 30’000 Requests pro Minute und mehrere Millionen Requests pro Tag. Der Umstieg auf das Cloud-System löse Unsicherheiten aus und bürde den Mitarbeitern höhere Verantwortung auf. "Aber wer sich vom Uncoolen zum Coolen wendet, übernimmt diese Verantwortung gerne", sagt Baltisar.

Auch die digitalen Bildschirme in den Bahnhöfen basieren auf Openshift. Auf die Frage, weshalb sich die SBB für Openshift entschieden habe, scherzt Baltisar: "Das ist wie mit dem Verlieben - im Nachhinein weiss man das nie so genau." Im Ernst antwortete er, dass Openshift eine aktive und stabile Community biete. Das sei den SBB wichtiger gewesen als das System selbst.

Die IT der SBB habe den Devops-Gedanken angepackt. Das Unternehmen habe aber noch einen langen Weg vor sich. Vor fünf Jahren seien die SBB etwa zu 30 Prozent digitalisiert gewesen, heute liege die Digitalisierung bei 40 Prozent. In zwei Jahren soll die Prozentzahl bei 50 bis 60 Prozent liegen, sagt Baltisar.

Cloud, Culture und Community

Léonard Bodmer und Moderatorin Kiki Maeder verabschieden sich. (Source: Netzmedien)

"Ich verstehe zwar nicht viel von Technologie. Aber der heutige Tag hat mir gezeigt, dass das Stichwort Partnerschaft nicht nur eine leere Floskel ist", sagt die Moderatorin Kiki Maeder zum Abschluss. 700 Anmeldungen gingen ein für den Event, die 500 Sitze des Arena-Kinosaales waren gut besetzt.

Das Interesse für die Cloud ist da. Wie sie sich letztlich auf die Unternehmenskultur und die Community auswirkt, wird sich zeigen.

Webcode
DPF8_57481