Vier Mäuse braucht der Mensch
Vier von zehn Menschen, die viel am PC arbeiten, klagen über Rückenschmerzen, berichtet das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) in einer Studie. Das müsste nicht sein, meint Patrick Baur, Geschäftsführer von Me-First.ch. Sein Team und er beraten Ergonomen und beliefern den IT-Fachhandel mit Produkten, wie beispielsweise ergonomische Mäuse. Doch Achtung: Eine ergonomische Maus ist nicht automatisch besser.
Mehrere verschiedene Mäuse braucht der Mensch, weiss Patrick Baur, Geschäftsführer und Ladeninhaber von Me-First.ch: Denn Anwender profitieren von variierenden Hand- und Fingerstellungen, welche die kleinen Muskelgruppen auf unterschiedliche Weise belasten. Zum Beispiel zwei Mäuse im Büro, eine zuhause und noch eine vierte zum Abwechseln. "Die Abwechslung macht es aus", erklärt Baur in seinem Laden in Zürich.
Baur zeigt seinen Arbeitsplatz und darauf liegen tatsächlich vier Mäuse unterschiedlicher Grössen und Formen: Eine sieht aus wie ein Joystick, die nächste erinnert an einen Rochen beim Schwimmen, und zwei weitere sehen eigentlich recht normal aus - mit dem Unterschied, dass sie auf die Seite gefallen scheinen. Doch nicht jede ergonomische Maus ist automatisch eine gute Maus, warnt Baur. Es sei vor allem wichtig, regelmässig eine andere Maus zu benutzen, betont er. Auch die Position der Maus macht einen Unterschied. Je weiter aussen neben der Tastatur die Maus liegt desto schlechter für Arme und Schultern. Deshalb bietet Baur auch Tastaturen ohne Zahlenblock an. Zahlenblöcke gibt es aber auf Wunsch dazu.
Die meist verkaufte (ergonomische) Maus der Welt
Viele Mäuse, die von den Herstellern als ergonomisch deklariert werden, sind es gar nicht. Kriterien, nach denen Mäuse und andere Eingabegeräte als "ergonomisch" bezeichnet werden dürfen, gibt es keine. Also testet Baur alle Geräte, die er in Zukunft verkaufen will, erst einmal selbst aus. Seine bestverkaufte Maus ist die Vertical-Mouse von Evoluent. Das Eingabegerät wurde letztes Jahr von PC-Mag.com mit Silber prämiert und gilt nach Angaben Baurs als die meistverkaufte ergonomische Maus weltweit. Die Maus, die aussieht, als sei sie auf die Seite gefallen, wird von Baur nicht nur verkauft, er distribuiert sie auch an verschiedene Schweizer Systemhäuser.
Um das Geschäft voranzutreiben, hat Baur Me-First an die Datenbank von Concerto angeschlossen. Baur sucht den Kontakt zum IT-Fachhandel, will sich aber nicht als reiner Verkäufer oder Disti verstanden wissen. Wichtig sei ihm die Vermittlung von Ergonomie-Produkten und Konzepten an sogenannte Ergonomieberater. Das können beispielsweise Berater eines werksärztlichen Dienstes in einem Unternehmen sein.
Läden gab es keine, also hat er selbst einen eröffnet
Wer Baur begegnet, sieht einen 1,80 Meter grossen Mann, Mitte dreissig mit sportlicher Figur. Wie kommt einer wie er darauf, ergonomische Produkte zu verkaufen? "Vor zehn Jahren hatte ich selbst Probleme", sagt Baur. "Zuerst nur an einer Hand, kurz darauf kam dann die zweite dazu." Dabei dreht er die Unterarme abwechselnd und deutet auf die Stelle zwischen Hand und Unterarm, an der die Sehnen durchlaufen. Die Sehnen hatten sich entzündet und schmerzten irgendwann chronisch. Da war es für ihn naheliegend, sich mit ergonomischem PC-Zubehör auseinanderzusetzen, um wieder schmerzfrei arbeiten zu können. Das Zubehör musste er sich aber bestellen, Läden die eine Vielfalt an ergonomischen Mäusen und Tastaturen bieten, gab es keine. So entwickelte er die Idee, selbst so ein Geschäft zu gründen.
Im September feiert Baur mit seinem Team von vier Mitarbeitern das fünfjährige Jubiläum seines Ladengeschäfts. Baur hat sein Unternehmenskonzept über die Jahre ausgedehnt. Zum einen, um sein Geschäft breiter aufzustellen, zum anderen, weil es wichtig sei, den gesamten Arbeitsplatz zu betrachten und an den Menschen anzupassen. Daher bietet er auch Büromöbel an wie Bürostühle oder Sitz-Steh-Tische. Die höhenverstellbaren Tische laufen zurzeit besonders gut, erklärt Baur. Immer mehr Menschen würden es schätzen, nicht den ganzen Tag sitzen zu müssen, sondern auch mal stehend am Bildschirm arbeiten zu können.
Prävention ist wichtig
Baurs Geschäft vertreibt jährlich knapp 1’000 Mäuse. Eine Zahl, die erst einmal nicht weiter beeindruckt. "Aber", ruft Baur aus, "man muss sich mal überlegen, dass dahinter 1'000 Menschen stecken." Menschen, die Probleme mit Handgelenken, Schultern und dem Nacken haben, in der Fachsprache zusammengefasst als muskuloskelettale Erkrankungen. Diese Erkrankungen führen zu Absenzen, wodurch der Schweizer Wirtschaft jährlich über 1 Milliarden Franken entgehen, wie das Seco in einer Studie zum Arbeitsplatz aus dem Jahr 2009 festhält.
So weit müsste es gar nicht erst kommen, ist Baur überzeugt. Ergonomie müsse aber früher beginnen. Darum berät er Kunden bei der Einrichtung von Büroarbeitsplätzen. Ein Bereich, in dem es noch viel zu tun gibt: "Um einen Arbeitsplatz mit Möbeln, Telefon und IT einzurichten, geben Unternehmen bis zu 7000 Franken aus", rechnet Baur vor. "Aber an der Schnittstelle Mensch/Maschine passiert zu wenig." Er sieht aber auch die PC-Händler in der Pflicht. Diese müssten beim Computerverkauf ihren Fokus weg von der Technik und hin auf den Menschen verschieben.
In seiner Studie berichtet das Seco, dass vier von zehn Personen die vorwiegend am PC arbeiten, über Rückenschmerzen klagen. Von seinem Ladengeschäft an der Hohlstrasse blickt Baur über die Hardbrücke zu seinen potenziellen Kunden, den Wissensarbeitern, wie er sie nennt, im Prime Tower: Im 126 Meter hohen Prachtbau Zürichs arbeiten rund 2’000 Menschen, zwischen 60 und100 haben pro Etage Platz. Dazu gehören Büroangestellte von Ernest und Young, der Zürcher Kantonalbank oder des HR-Spezialisten Schilling Partners. Also alles vorwiegend Arbeitnehmer aus dem sogenannten "gehobenen Dienstleistungssektor", wie es auf der Website der Betreiberfirma des Prime Towers heisst. Einige von ihnen sind bereits Kunden von Me-First.ch.

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