Dieter Moser im Podium

Was dem Datacenter-Markt gemäss CKW bevorsteht

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von Coen Kaat

Das Cloud-Geschäft und die Schweizer Datacenter-Landschaft stehen vor stürmischen Zeiten. Was die jüngsten Veränderungen für den Markt bedeuten, erklärt Dieter Moser, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CKW Fiber Services.

Dieter Moser, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CKW Fiber Services. (Source: zVg)
Dieter Moser, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CKW Fiber Services. (Source: zVg)

Wie wird sich der RZ-Markt im kommenden Jahr entwickeln?

Dieter Moser: Die Spreu trennt sich vom Weizen. Nur qualitativ hochstehende Angebote werden wachsen. Grosse nationale Endkunden sind weitgehend gesättigt, jetzt ziehen kleinere Kunden und Serviceprovider vom "Make-Modell" ins "Buy-Modell". International hat die Schweiz nach wie vor grosse Anziehungskraft, einerseits aus Sicherheitsüberlegungen, aber auch als attraktive Kundenlandschaft für gros­se Serviceprovider. Man darf erwarten, dass viele Cloud-Provider ihre Services näher zum Kunden bringen und in der Schweiz Fuss fassen. Zusammengefasst bedeutet das für den RZ-Markt Chance und Herausforderung zugleich. Vorinvestitionen und Flexibilität sind nötig für die Attraktivität gegenüber nationalen und internationalen Cloud-Anbietern, gleichzeitig sinkt die Nachfragemenge nationaler Endkunden. Aber alle potenziellen Kunden erwarten noch höhere Qualität der Dienstleistungen.

Wie wirkt sich der Trend hin zu Hyperconverged-Lösungen auf das RZ-Geschäft aus?

Durch die Verdichtung brauchen die Kunden je länger desto weniger Platz im RZ. Was früher viele Quadratmeter RZ-Space in Anspruch nahm, findet heute in wenigen Racks statt. Die Energieeffizienz der Hardware wurde ebenfalls beachtlich verbessert. Die IT-Systeme vieler Firmen, Serviceprovider und ihrer Kunden sind auf engstem Raum vereint. Für die RZ-Anbieter heisst das, dass Qualitätsansprüche und Energiedichte zusätzlich steigen.

Welche technologischen Trends erkennen Sie ferner?

Aufgrund der Verdichtung wird ein RZ-Qualitätsstandard unter Tier Level 3 den Anforderungen nicht mehr gerecht. Das heisst, alle Systeme für die Speisung, Kühlung, aber auch Überwachung müssen redundant ausgelegt sein. Systemwartungen des RZ-Betreibers müssen unterbrechungsfrei erfolgen. Selbstverständlich steigen auch die Anforderungen an die Telekommunikation. Die Ausfallsicherheit muss erhöht werden, das heisst, es werden zwei unabhängige Verbindungswege nötig. Es werden mehr Daten in Echtzeit bearbeitet, dies benötigt höhere Bandbreiten und kürzere Latenzzeiten. Zudem müssen die Anforderungen der logischen Sicherheit (Vertraulichkeit, Integrität und ­Authentizität) beachtet und erfüllt werden.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Inte­gratoren, Systemhäuser?

Der Kunde möchte seine Komplexität verringern. Daher ist er immer noch interessiert, alles aus einer Hand zu erhalten. In diesem Sinne haben Systemhäuser und Integratoren die Chance, ihren Kunden ein Angebot inklusive die Elemente RZ und Connectivity zusammenzustellen. Auch die logische Sicherheit bietet wachsende Möglichkeiten.

Google und Microsoft haben angekündigt, ihre Clouds auch aus der Schweiz heraus zu hosten. Kaspersky will seine Rechenleistungen in die Schweiz verlagern. Was bedeutet das für das hiesige RZ-Geschäft?

Es ist eine Chance für die RZ-Anbieter, denn die Nähe zum Kunden steigert die Attraktivität des Angebots (kürzere Antwortzeit, tiefere Anschlusskosten etc.) und letztlich profitieren alle Beteiligten.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Frank Boller, Green.ch: "Wo früher noch 3 bis 4kW Leistung pro Rack nachgefragt wurden, planen wir heute bereits mit 8 bis 15 kW."

  • Santiago Caneiro Iglesias, GTT: "IoT und Edge Computing werden die Zahl der Mikro-Rechenzentren am Netzwerkrand erhöhen."

  • Roberto Cazetta, Equinix: "RZs sind idealerweise verteilt, was auch verteilte Hyperconverged-Lösungen ermöglicht."

  • Thomas Knüsel, Cyberlink: "Die Akzeptanz gegenüber Managed Services und Cloud Computing nimmt jedes Jahr stark zu, insbesondere auch im KMU-Umfeld."

  • Thomas Kreser: Interxion: "Der sich abzeichnende Trend hin zur Cloud auch in der Schweiz ist hier Risiko und Chance zugleich."

  • Thomas Liechti, Mount10: "Fachhändler und Systemintegratoren werden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle für den Kunden wahrnehmen."

  • Andreas Németh, OIZ: "Nur grosse und professionelle Rechenzentrumsanbieter können wirtschaftliche Lösungen anbieten."

  • Ralph Urech, Data11: "Die Komplexität eines RZ steigt, was mehr Professionalität verlangt."

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DPF8_98796