Jon Erni, Leiter Business Customers bei Sunrise

Sunrise gibt Gas mit Geschäftskunden

Uhr | Updated
von Lulzana Musliu und Marc Landis

Mitte Januar hat Sunrise bekannt gegeben, dass sich das Unternehmen stärker auf das Geschäftskundensegment konzentrieren wolle. Jon Erni, Leiter Business Customers, will den Marktanteil von Business Sunrise in diesem Geschäft auf über zehn Prozent steigern. Wie, erklärt er im Interview.

Was ist die Vision von "Business Sunrise"?

Schon vor meinem Stellenantritt vor einem Jahr war klar, dass der Business-Bereich neu positioniert werden muss. Sunrise ist die Nummer zwei im Schweizer Telekommunikationsmarkt, doch im Business-Bereich sind wir nicht dort, wo wir sein könnten. Schon mit Christoph Brand, dem Vorgänger des jetzigen Sunrise-CEOs Oliver Steil, hatte ich die Wachstumsstrategie im Business-Bereich definiert. Als dann die Fusion zwischen Orange und Sunrise wegen des regulatorischen Eingriffs der Weko platzte, wollten wir das Geplante zeitnah umsetzen. Und auch für unsere neue Besitzerin, die CVC-Gruppe, war klar, dass Sunrise wachsen muss und zwar in allen Geschäftsfeldern. Um den Business-Bereich zu vervollständigen, entschieden wir uns, auch den SOHO-Bereich zu integrieren.

Welche Rolle spielt das neue blaue Logo?

Es war mein Wunsch den Business-Bereich als eigenständige Marke zu positionieren. Sunrise hat sich hierzulande mit zwei Hauptargumenten positioniert, über den Preis und über die Einfachheit, was stark mit dem roten Sunrise-Brand verbunden ist. Der Business-Bereich kann sich nicht nur über diese Argumente differenzieren. Dafür brauchte es eine neue Marke. Wir wollten etwas, das sich auf den ersten Blick unterscheidet. Wir haben uns für Blau entschieden und nennen die Marke "Business Sunrise". Die Farbe Blau ist adäquat für den Geschäftskundenbereich und ist weniger schrill als das Rot für den Privatkundenbereich. Heute ist noch zuwenig bekannt, dass Sunrise ein starkes Geschäftskundenangebot hat. Dieses Bewusstsein wollen wir mit "Business Sunrise" nun schaffen.

Mit welchen Argumenten kann Sunrise im Geschäftskundensegment punkten? Wie wollen Sie die Zielsetzung von über zehn Prozent Marktanteil erreichen?

Wir sind im Geschäftskundenbereich die einzige vollwertige Alternative zur Swisscom. Die drei Hauptargumente, die für Sunrise als Anbieter von Geschäftskundenlösungen sprechen, sind hohe Service-Qualität, persönliche Betreuung, grosse Flexibilität. Wir haben die vergangenen sechs Monate dafür eingesetzt, um vor allem die Qualität zu steigern. Unser Hauptkonkurrent setzt hier einen hohen Standard. Da wollen und müssen wir mithalten. In der persönlichen Betreuung gehen wir neue Wege. Wir wollen unseren Geschäftskunden schon ab dem Small-Bereich einen direkten Ansprechpartner bieten. Unter anderem gibt es für den SOHO-Bereich, den wir neu in Business Sunrise integriert haben, eine dedizierte Hotline. Flexibilität zeichnet das ganze Unternehmen Sunrise aus. Für unsere Geschäftskunden bedeutet das, dass wir flexible Nutzermodelle anbieten. In fünf Nutzerwelten bilden wir verschiedene Kundenbedürfnisse ab. Jeder Kunde findet sich in einem dieser fünf Kundenmodelle wieder, natürlich nicht 1:1. Ist der Kunde einem Modell zugeordnet, gibt es ein Finetuning zur individuellen Lösung.

Wie teilen Sie den Markt im Geschäftskundensegment auf?

Wir unterscheiden Unternehmen mit nationaler Filialstruktur, internationale Unternehmen, Industrie und Gesundheitswesen, Unternehmen mit Aussen- oder Kundendiensten und Dienstleistungsunternehmen. Die erste Kategorie sind Unternehmen, die ihren Hauptsitz in der Schweiz und verschiedene Filialen im ganzen Land. Diese Gruppe will vor allem ein zuverlässiges Festnetz und einen sicheren Internetzugang für alle Standorte.

Die nächste Stufe beinhaltet eine ähnliche Struktur, einfach auf internationaler Ebene. Hier fängt die Komplexität bei der Kostensicherheit an. Internationale Unternehmen wollen einen Zugriff vom Ausland auf alle relevanten Informationen und das zu realistischen Kosten.

Die Kategorie "Industrie und Gesundheitswesen" hätte vielleicht auch in die beiden ersten Kategorien gepasst. Aber wir wissen, dass diese Unternehmen ganz spezielle Anforderungen haben. Es handelt sich um Unternehmen mit sicherheitsrelevanten Applikationen.. Momentan läuft bei uns ein Projekt mit dem Kinderspital Zürich. Die Pager sollen durch mobile Applikationen abgelöst werden. Der Unterschied zum Privatkundengeschäft zeigt sich hier am deutlichsten. Diese Unternehmen mit firmeninternen Applikationen sind auf ein hochverfügbares Netzwerk angewiesen.

Unternehmen mit einem Aussen- oder Kundendienst wollen die permanente Erreichbarkeit ihrer Berater. Die Kategorie Dienstleistungsunternehmen bieten einen Service über das Telefon oder Internet an.

Wie machen Sie den neuen Auftritt von Business Sunrise im Markt bekannt?

Anfang Februar startet unsere zweiteilige Kommunikationskampagne. Auf der einen Seite beliefert Business Sunrise schon jetzt viele zufriedene Kunden mit seinen Dienstleistungen – dies kommunizieren wir dem Markt. Andererseits werden wir in Inseraten das Team der Kundenbetreuer vorstellen, mit persönlichen Handynummer. Zudem führen wir Roadshows in neun Städten durch, an die wir bestehende und potenzielle Kunden einladen. Bestehende Kunden können am besten über die Erfahrungen berichten, die sie mit Business Sunrise gemacht haben. Wir werden dem Markt zeigen, dass unser Qualitätsversprechen nicht nur eine Ansage, sondern bereits Realität bei uns ist.

Wir haben viel über Ihren direkten Kundenkontakt gesprochen. Wie sieht es mit dem indirekten Vertrieb aus?

Wir haben bereits jetzt zwei indirekte Organisationen, die den Markt mit unsere Business-Produkte adressieren. Einerseits geschieht dies über Value Added Reseller. Diese adressieren aber primär den SOHO-Kunden, teilweise geht es in den KMU-Markt hinein. Der neue Bereich, den wir im indirekten Vertrieb weiter ausbauen wollen, ist die Zusammenarbeit mit Systemintegratoren. Hier können wir nachhaltig wachsen. Der direkte Vertrieb würde hier nicht zum Ziel führen. Denn viele KMU-Kunden werden von Systemintegratoren betreut und wollen gar nicht direkt beraten werden. Die sagen uns: "Dafür haben wir unseren IT-Dienstleister, dem vertrauen wir."

Wir haben in den letzten Monaten schon 40 neue Partnerverträge abgeschlossen. Wir rechnen mit 50 bis 100 Partnern bis Ende 2011.

Wie unterstützen Sie ihre Channelpartner?

Mir war es wichtig Branchenkenner ins Team zu holen. Mit Roberto Amato haben wir einen kompetenten Channelleiter für die Systemintegratoren an Bord. Mit seinem zwölfköpfigen Team von Channelbetreuern sind wir in der Lage unsere Partner sehr persönlich und individuell zu betreuen. Unsere Partner sollen als erste von neuen Produkten erfahren, technischen Support erhalten und am Umsatz beteiligt werden. Natürlich unterstützen wir sie auch bei Marketingaktivitäten und beim Pricing.

Ihre Message an den Handel?

Ich freue mich durch die Neuausrichtung von "Business Sunrise" neue Partner kennenzulernen, die Sunrise in diesem Bereich weiterbringen und gemeinsam eine Alternative zu bieten, die bis jetzt auf dem Schweizer Markt gefehlt hat.

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hBaQ4LSS