Zu wenig Zeit für Führung: die fatalste aller Ausreden!

Meinungen

In vielen Unternehmen wird zu wenig Zeit für die Führungsarbeit aufgewendet. Zeit ist unser knappstes Gut. Das aber als Ausrede zu verwenden, ist fatal. Ich ordne das Thema Zeit ein und zeige Ihnen aus meiner Coaching-Praxis, wie Sie dies angehen können.

(Source: Pormezz - stock.adobe.com)

In meinen Führungscoachings höre ich beinahe täglich von Führungskräften, dass man einfach nicht mehr Zeit habe für die Führung der Mitarbeitenden und des Unternehmens. «Ich habe derart viel zu tun – ich habe einfach nicht mehr Zeit», heisst es dann. Das wird teilweise gar mit einem heldenhaften Unterton gesagt: Man ist eben der, der schon unglaublich viel und hart arbeitet.

Die Top-7-Ausreden, nicht mehr Zeit für die Führungsarbeit aufzuwenden

"Neben dem Tagesgeschäft bleibt kaum Zeit."
"Das ist nicht notwendig – das Tagesgeschäft läuft ja."
"Meine Mitarbeitenden können schon gut arbeiten."
"Das haben wir schon immer so gemacht."
"Mein Vorgesetzter möchte das nicht."
"Ich führe bereits sehr gut."
"Keine Zeit."

Das bedeutet es wirklich, keine Zeit zu haben

Erfahrungsgemäss sagt der Grossteil der Führungskräfte, dass ihnen die Zeit für Mitarbeiterführung fehle. Sie würden sich aber gerne mehr um ihre Mitarbeitenden kümmern. Schaut man genauer hin, ist das Argument des Zeitmangels eine Ausrede. Wir haben alle gleich viel Zeit. Die einen schaffen es nicht, alles zu erledigen, andere wiederum schon. Die Frage ist, wie Sie mit der Zeit umgehen, wofür und wie man diese nutzt. Die Nutzung der Zeit ist eine reine Frage der Prioritätensetzung.
Wird nicht ausreichend Zeit für die Führung aufgewendet, ist dies eine aktive Entscheidung gegen die Hauptaufgabe einer Führungskraft. Sie haben sich bewusst entschieden, Ihre Zeit für andere Aufgaben einzusetzen. Klar ist, dass die aktive Entscheidung gegen das Tagesgeschäft und für die Mitarbeiterführung nicht einfach ist. Es gibt Erwartungshaltungen, Angewohnheiten und ab und zu kommt die Verlockung, etwas selbst erledigen zu wollen. Da ist dann umso mehr eine starke Selbstführung gefragt.

Das kostet es, zu wenig Zeit für die Führung aufzuwenden

Ich könnte endlos auflisten, was es kostet, zu wenig Zeit für die Führung zu haben. Hier die Top 13:

Zusammenarbeit zwischen den Teams ist schwierig
Mitarbeiterzufriedenheit ist nur mässig
Absenzenquote ist zu hoch
Mitarbeiterfluktuation ist zu hoch
Organisation agiert nicht flexibel
Produktivität der Mitarbeitenden ist zu tief
Personalkosten sind zu hoch
Im Tagesgeschäft kommen viele Probleme auf
Kundenzufriedenheit ist nur mässig
Kundenbindung ist nur mässig
Neukundengewinnung ist schwierig
Mitarbeiterrekrutierung ist schwierig
Der wirtschaftliche Erfolg ist nicht zufriedenstellend

Die drei Ursachen, warum Führungskräfte ihre Führungsverantwortung nicht wahrnehmen

Zu wenig 4M (man muss Menschen mögen): Nicht jeder mag es, sich täglich mit den Befindlichkeiten anderer auseinanderzusetzen. Das ganze «Gspürsch mi, fühlsch mi» ist vielen schnell mal zu viel. Und damit ist einfach zu wenig echtes Interesse da, Menschen zu führen. Deshalb bearbeiten Sie Aufträge, anstatt Ihre Mitarbeitenden aktiv zu führen.
Zu viel Angst: Ich sehe immer wieder Führungskräfte, die sich die Führungsarbeit schlicht nicht zutrauen – zu heikle Themen, schwierige Gespräche, Angst vor Reaktionen. Sie haben Angst, Fehler zu machen. Weil Sie zu wenig Führungskompetenzen oder Führungserfahrung haben.
Zu wenig Leaderqualitäten: Es ist menschlich, dass man sich dahin gezogen fühlt, wo man stark ist. Man tut gerne, was man gut kann. Wer stärker im Fachlichen als in der Führung ist, wird natürlich den Reflex haben, ins Tagesgeschäft einzutauchen, statt die Mitarbeitenden zu führen. Denn nicht jeder will als echter L-E-A-D-E-R führen: leidenschaftlich, entschieden, ausdauernd, durchsetzungsfähig, empathisch, reflektiert.

Starten Sie die Führungsentwicklung mit der Ursachenklärung

Wenn Sie die Ursachen kennen, können Sie diese angehen. Definieren Sie für sich und Ihr Unternehmen, wie Sie vorgehen wollen. Die Ursachen erkannt und benannt, kann in der Führungsentwicklung viel erreicht werden.

Wie viel Zeit nehmen Sie und Ihre Führungskräfte sich für die Führungsarbeit? Was sind Ihre grössten Herausforderungen? Wo wollen und müssen Sie sich weiterentwickeln?