Cebit 2014: ICT-Messe am Scheideweg

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Der Neustart der Cebit sei voll gelungen, freut sich Messe-Geschäftsführer Oliver Frese. Doch Aussteller urteilen zurückhaltender. Ob die Schweiz Gastland werden wird, steht derweil noch in den Sternen. Dennoch bekräftigte Frese eine stärkere Zusammenarbeit mit der Schweiz.

25 Milliarden Euro an potenziellen Investitionen und über 92 Prozent Fachbesucher. Es scheint, als sei das Konzept der Cebit, sich ausschliesslich auf B2B zu konzentrieren, aufgegangen.

Verschiedene Aussteller gaben sich auf Nachfrage vor Ort indes weniger überzeugt. "Die Cebit scheint am Scheideweg zu sein", brachte es ein DACH-Verantwortlicher eines Herstellers auf den Punkt und entsprach damit der Meinung mehrerer befragter Aussteller. Sein Unternehmen will die Entwicklung der Messe aber weiter beobachten. Grundsätzlich herrschte aber eine gute Stimmung unter den Ausstellern.

Der ambivalenten Stimmung scheint sich auch die Veranstalterin, die Deutsche Messe AG, bewusst zu sein und zeigte sich am letzten Messetag schon mal zufrieden: "Der Neustart der Cebit ist voll gelungen", sagte Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe AG.

Wo ist Japan?

Gemäss den Messungen der Veranstalterin stammte jeder Dritte Teilnehmer aus dem Top-Management seines Unternehmens. Allerdings reisten gerade mal 25 Prozent der Besucher aus dem Ausland an. Ob das allerdings dem Anspruch als internationale Leitmesse gerecht wird, erscheint in diesem Licht eher fraglich.

Zwar präsentierten sich mit 3400 Ausstellern seit 2008 erstmals wieder mehr Unternehmen auf der Messe und gut die Hälfte stammte aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa und Asien. 500 von ihnen kamen aus China. Allerdings fehlten dafür viele grosse Hersteller aus Japan oder traten nur mit kleinen Ständen auf.

Nur 5 japanische Aussteller vertraten die drittmächtigste Wirtschaftsnation und High-Tech-Lieferantin an der grössten ICT-Messe der Welt. NEC etwa begnügte sich mit einem Stand im Bereich des Planet Reseller. Frese kündigte daher an einer Pressekonferenz am Messe-Dienstag an, die Marketing-Aktivitäten in Japan ausbauen zu wollen.

Zusammenarbeit mit Schweiz soll intensiviert werden

Gestärkt werden soll auch die Zusammenarbeit mit der Schweiz, erklärte Frese auf Nachfrage. Ob die Schweiz Partnerland wird, müsse noch diskutiert werden. Aber man stehe im Dialog mit ICT Switzerland, um die Präsenz zu erhöhen, etwa mit weiteren Schweizer Ausstellern, die der Schweizer ICT-Branche ein Gesicht geben könnten. Aber auch auf politischer Ebene will man mehr Gas geben, denkbar wären etwa zusätzliche Delegationsreisen.

Ausserdem sollen mehr Pressekonferenzen die mediale Aufmerksamkeit steigern. Doch werden auch die Schweizer Aussteller mehr tun müssen. Frese schlug mehr Werbung vor. Ein gutes Beispiel sei Polen, das als letztjähriges Gastland vor dem Convention-Center mit einer haushohen Werbesäule für seine IT-Power warb. Auch der Messestand, gefördert von Polens Wirtschaftsministerium konnte kaum übersehen werden und lud zum Verweilen.

Die Auftragsbücher des aktuellen Partnerlandes Grossbritannien sollen jedenfalls prall gefüllt sein. "Die Cebit 2014 war nicht nur ein Riesenvergnügen für alle britischen Teilnehmer, sondern auch ein Riesenerfolg für unsere beiden Länder. Die 130 britischen Unternehmen bei der Cebit, von denen einige dieses Jahr zum ersten Mal hier ausgestellt haben, waren insgesamt zufrieden mit dem Messeergebnis", kommentierte der britische Botschafter in Deutschland, Simon McDonald.

Ziel zu 90 Prozent erreicht

Bis Freitag kamen gut 210'000 Besucher nach Hannover. "Damit haben wir unser Ziel für die Gesamtbesucherzahl zu 90 Prozent erreicht", sagte Frese. "Das ist eine starke Basis, auf der wir die Cebit als international führenden Event der digitalen Welt mit einem klaren Business-Fokus weiterentwickeln werden." Eine schrumpfende Basis: Im vergangenen Jahr besuchten 285'000 Personen die Messehallen in Hannover. Als Hauptgrund für den Besucherschwund wird der B2B-Fokus genannt, der eingeherging mit dem Ausschluss von Endkunden. Die Cebit wird zudem von der Consumer Electronics Show (CES) zu Beginn des Jahres konkurrenziert. Bereits einen Monat später werden am Mobile World Congress die Neuheiten im Bereich des Mobile Computing und der Telekommunikation gezeigt. Mit dem Tech-Event South-by-South-West (SXSW) erhält die einstige Leitmesse der Tech-Branche eine neue, hippe Mitbewerberin. Die Messe wird bereits jetzt als die Nachfolgerin der Cebit hochgejubelt.

Die nächste Ausgabe der B2B-Messe Cebit wird 2015 vom 16. bis 20. März stattfinden.

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