Schwerpunkt Storage

Private + Public = Hybrid

Uhr | Updated
von David Klier

Die einen halten Edward Snwodens Enthüllungen für die Triebkraft. Die anderen sehen sie als logische ­Konsequenz. Was auch immer der Auslöser war: Die Hybrid Cloud ist zu einem fixen Bestandteil des Cloud-­Geschäfts geworden.

Der Schweizer Markt für Cloud-Anwendungen und -Dienstleistungen boomt. In den kommenden Jahren wird sich das Marktvolumen mehr als verdoppeln. Von derzeit rund 400 Millionen Franken auf über 800 Millionen im nächsten Jahr und jenseits einer Milliarde Franken im Jahr 2018. Zumindest glaubt das Cisco unter Berufung auf Zahlen von MSM Research.

Marco Kündig, Manager ACI und Cloud bei Cisco Schweiz, rechnet damit, dass der Anteil hybrider Modelle dabei zwangsläufig zunehmen wird. Denn letztlich könne man die Hybrid Cloud nicht gegen die Public und Private Cloud ausspielen. Sie bilde die Verbindung beider Welten. Für 2015 erwartet er eine Verteilung von drei Vierteln Private Clouds und einem Viertel Public Clouds.

Cloud-Netz in Anlehnung ans Internet

Die grosse Schwierigkeit bei der Verbindung liegt in den zugrundeliegenden Standards. Public Clouds basieren in den meisten Fällen auf Open Source. Sie nutzen beispielsweise Openstack. Private Clouds bedienen sich in der Regel proprietärer Ansätze. Sie laufen etwa mit Software von Microsoft oder VMware. Bei der Verbindung dieser zwei Welten stellt sich also die Frage, wie man von einem Hypervisor zum anderen wechseln soll. VMware unterstützt inzwischen Open Source und verspricht Kompatiblität zu Openstack, Cloud Foundry und Open Container.

Kündig sieht sich im Wandel der Cloud-Landschaft an die Anfänge des Internets erinnert. Das Internet sei aus der Verbindung verschiedener Netzwerke entstanden, die zu Beginn nicht oder kaum kompatibel zueinander gewesen seien. Erst das Internetprotokoll habe das Netz ermöglicht, wie wir es heute kennen. Ein Prozess, der gut zehn Jahre gedauert habe. Bei der Cloud sei das heute ganz ähnlich. Darum nenne Cisco seinen Ansatz für die Verbindung verschiedener Clouds auch Inter­cloud. Eine Hommage auf das Internet sozusagen. Kündig glaubt, dass die Verbindung zwischen den Clouds, das Cloud-Netzwerk also, genau wie das Internet nicht von heute auf morgen entstehen werde. Der Prozess könnte gut zehn Jahre in Anspruch nehmen.

HP sieht in der Schweiz ebenfalls grosses Wachstumspotenzial. Das zeige sich unter anderem daran, dass inzwischen sogar der Bund offen Interesse an der Cloud bekunde. So geschehen etwa mit der öffentlichen Ausschreibung Cumulus RFP. Das Grossprojekt des Bundes sieht einen Beschaffungszeitraum von zehn Jahren vor, von Anfang 2015 bis Ende 2024.

Für kleine wie grosse Unternehmen

Für wen aber ist die Verbindung von Public und Private Cloud überhaupt interessant? Die Hybrid Cloud sei grundsätzlich für alle interessant, die auf flexible IT angewiesen seien. Dieser Meinung sind Mariano Isek, Managing Director bei Zibris, Jeff Cotten, Managing Director bei Rackspace, und auch Josua Braun, Senior Product Marketing Manager Storage bei Netgear. Braun sieht eine wachsende Bedeutung aber vor allem im KMU-­Umfeld. Hier steige die Nachfrage nach lokalen NAS. Kleine und mittlere Firmen würden ihre Daten bevorzugt lokal halten, um einen schnellen Zugriff gewährleisten zu können. Für die Rechenleistung würden sie sich auf die Zuverlässigkeit einer Public Cloud verlassen. Stephan Hilby, Cloud Service Providers Business Developer bei Intel, verortet die Hybrid Cloud hingegen mehr im Umfeld grosser Firmen im Midmarket. KMUs würden sich seiner Meinung nach mehr für Public Clouds entscheiden.

In jedem Fall ist die Hybrid Cloud ein zentrales Thema im Geschäft mit IT-Dienstleistungen. Das klassische Integrationsgeschäft hingegen unterliege der Transformation der Branche, wie Kündig es formuliert. Der Channel könne aber trotzdem weiterhin profitieren. Die Anbieter, seien es Cisco, Microsoft, Intel, Netgear oder Zibris, wollten alle den Channel ermutigen, mit ihnen zusammen den Weg zum gros­sen Cloud-Netz zu bestreiten. Und obwohl viele auf Open Source erpicht seien, hiesse das nicht, dass es keine Verdienstmöglichkeiten mehr gebe. Open-­Source-Software sei zwar prinzipiell frei zugänglich und somit kostenlos. Doch vielen Firmen fehlten das Know-how und die personellen Ressourcen, um aus dem Open-­Source-Framework eine Gesamtlösung zu bauen, heisst es vonseiten HP.

Für den Channel ist das der Ansatzpunkt. Angefangen beim Wiederverkauf von Cloud-­Services über die Entwicklung eigener Lösungen bis zum Aufbau von Cloud-Umgebungen. Beratung, Migrationsprojekte, Hosting und Wartung sind dabei nur einige der Möglichkeiten, mit denen sich kleine wie grosse Partner behaupten können.

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