Marktreport

Im Virtual-Datacenter-Markt ist Flexibilität das A und O für IT-Reseller

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Das On-Premise-Geschäft wird langsam, aber sicher von Cloud-Lösungen überholt. Und nicht nur einzelne Infrastrukturleistungen, sondern ganze Rechenzentren werden aus der Cloud bezogen. Simon Kilchmann, Head of Business Development bei Xelon Hosting, und Green.ch-CEO Frank Boller geben Auskunft, wie es um den Schweizer Virtual-Datacenter-Markt steht.

(Source: Vladimir_Timofeev / iStock.com)
(Source: Vladimir_Timofeev / iStock.com)

Nicht nur im Softwarebereich geht der Trend immer mehr in Richtung Cloud. Auch für die Infrastruktur scheinen
die On-Premise-Zeiten vorbei zu sein. Auf dem globalen Markt lagen klassische Infrastrukturlösungen mit 51,6 Prozent Marktanteil 2018 noch knapp vor dem Cloud-Geschäft, wie eine Studie von IDC zeigt. Damit soll jedoch Schluss sein. Die Marktforscher prognostizieren, dass die Cloud-Einnahmen das On-Premise-Geschäft dieses Jahr überholen. Auch in der Schweiz ist der Trend klar spürbar, und immer mehr Unternehmen beziehen ihre gesamte Rechenleistung aus der Cloud. Das zeigt auch der Server Virtualization Tracker von IDC. Gemäss Tracker betrug die Virtualisierungsrate in der Schweiz 2008 gut 26 Prozent und stieg bis 2015 auf gut 45 Prozent an. Da der Tracker laut den Marktforschern eingestellt wurde, sind momentan keine aktuellen Zahlen verfügbar.

Reseller, die sich nicht verändern wollen, haben es schwer

Green.ch-CEO Frank Boller sieht auf dem Schweizer Virtual-Datacenter-Markt durchaus noch Luft nach oben: "Das Cloud-Business hat im KMU-Umfeld in der Schweiz erst Fahrt aufgenommen, es ist also genügend Platz vorhanden für Anbieter mit unterschiedlichsten Ausprägungen." Zwei grosse Hyperscaler seien in den hiesigen Markt eingetreten, was ein deutliches Zeichen für die Wachstumsperspektiven sei. "Des Weiteren sehen wir aber auch, dass verschiedene lokale Cloud-Anbieter einen Platz im Markt erobert haben – darunter Systemintegratoren, klassische Softwarehäuser, Rechenzentrumsanbieter und Hoster", sagt Boller.

Für den Channel bedeute die Entwicklung hin zu immer flexibleren Infrastrukturen "ganz klar einen Eingriff in die DNA der klassischen IT-Reseller", sagt Simon Kilchmann, Head of Business Development bei Xelon Hosting. "Die Wertschöpfung wird mehrheitlich mit Monitoring, Patchmanagement, SLA und so weiter erwirtschaftet und weniger mit dem Upfront-Projektgeschäft. Das schafft aber auch mehr Planbarkeit, da sich der Umsatz und der Gewinn über mehrere Jahre verteilen." Schwierig wird es laut Kilchmann vor allem für Reseller, die sich nicht verändern wollen. Veränderung würde bedeuten, Kompetenz, Expertise und Know-how aufzubauen und mit der nötigen Flexibilität neue individuelle Services für das eigene Kundensegment zu kreieren.

KMUs sind oft überfordert mit der Public Cloud

Kilchmann beobachtet allerdings auch auf dem Schweizer Markt eine grössere Skepsis gegenüber Leistungen aus der Cloud als auf anderen Märkten. "Der Schweizer KMU-Markt ist sicher nicht geprägt durch klassische Early ­Adopter, wenn es um geschäftskritische Fragen wie die IT-Infrastruktur geht. Man wartet, wägt ab, vergleicht und wenn man nicht zu 100 Prozent von Aspekten wie der Sicherheit überzeugt ist, geht man lieber einen hybriden Weg." Green.ch-CEO Boller stellte ausserdem fest, dass gerade im KMU-Umfeld Unternehmen mit komplexen Public Clouds überfordert seien oder deren Funktionsumfang nicht ausschöpften. "Angebote, die überschaubar die eigene IT-Architektur abbilden, sind gesucht."

Boller und Kilchmann sind davon überzeugt, dass der Schweizer Virtual-Datacenter-Markt auch weiterhin wachsen wird. "Der Standort Schweiz wird auch in fünf Jahren noch ein wichtiges Merkmal sein, um erfolgreich Cloud-Lösungen zu vertreiben", prognostiziert Kilchmann. Es werde einige grosse Cloud-Anbieter geben, die sich mit standardisierten Lösungen einen Preiskampf liefern werden, ist Kilchmann überzeugt. "Daneben wird es aber immer Platz geben für kleinere, spezialisierte Provider."

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