Editorial

Im Weltall hört dich niemand schlürfen … im Videocall schon

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von Coen Kaat
Coen Kaat, stv. Chefredaktor IT-Markt, Netzmedien. (Source: Netzmedien)
Coen Kaat, stv. Chefredaktor IT-Markt, Netzmedien. (Source: Netzmedien)

Vieles, was man aus dem Büro kennt, kann man auch im Home­office nachstellen. Aber das Gefühl, in einem Team mit anderen zu arbeiten, geht schnell verloren. Um dieses Team-Gefühl ein Stückweit wieder zurückzubringen, ist die Netzmedien-Redaktion den ganzen Arbeitstag in einer Videokonferenz eingeloggt. Das ganze Team sitzt in dieser Google-Meet-Konferenz zusammen. Wenn man eine Frage hat, kann man diese einfach spontan in den Raum hinauswerfen, so als ob man gemeinsam in einem Grossraumbüro sässe. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn jemand unnützes Wissen teilen will oder einen schlechten Wortwitz auf den Lippen hat. Damit das jeden Tag funktioniert, benötigt man natürlich eine gewisse Funkdisziplin. Wer gerade nichts zu sagen hat, schaltet das Mikro stumm. Da ich gerne mal eine Tasse Tee beim Arbeiten schlürfe, achte ich besonders darauf.

In der Regel klappt das auch ganz gut. Unlängst wurde mein Schlürfen jedoch jäh von einer Nachricht im Arbeits-Chat unter­brochen: "Wir können dich hören!" Ich ging natürlich davon aus, dass ich vergessen hatte, mein Mikro auszuschalten. Als ich das Fenster mit dem Gruppen-Videocall öffnete, war meine Überraschung jedoch gross: Das System zeigte ganz klar an, dass mein Mikro bereits auf Stumm gestellt war. Nur hören konnte man mich dennoch, wie mein Kollege mir versicherte. Das Chat-Fenster schliessen und neu öffnen, löste zwar das technische Problem. Das Vertrauen in diese Technologie ist jedoch nicht so schnell wieder aufgebaut. Ich frage mich nun ständig, was die auf der anderen Seite des Bildschirms noch so alles mitbekommen. Eine Frage, die sich wohl auch Zoom-Nutzer zurzeit stellen müssen. Ein Bug sorgt nämlich dafür, dass man beim Screen-Sharing mehr teilt, als man meint, wie Sie hier lesen können. Ich hole nun jedenfalls ein wenig Alufolie und bastle mir einen Hut daraus, während ich meinen Tee so still wie möglich geniesse.

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