Hoher Besuch am 15. Studerus Technology Forum
In Regensdorf hat VAD Studerus zum 15. Mal sein Technology Forum veranstaltet. Auf dem Programm stand ein Besuch des Zyxel-Präsidenten sowie ein humorvoller Blick auf die Funktionsweise von KI und wie Unternehmen damit Geld verdienen können.
Immer zwischen Halloween und Weihnachten gibt es jedes Jahr noch einen anderen speziellen Anlass: das Studerus Technology Forum (Tefo), das immer etwa Mitte November im Mövenpick Hotel Zürich Regensdorf stattfindet.
Der von Frank Studerus gegründete VAD organisierte das Tefo 2025 bereits zum 15. Mal. "In all diesen Jahren hat sich hier natürlich einiges entwickelt", sagte Studerus, der als Managing Director des VADs fungiert, zum Auftakt des Events. "Wir sind stolz, dass wir heute einen Anlass haben, an dem sich einmal im Jahr Hersteller, Provider, Systemintegratoren und IT-Verantwortliche persönlich treffen und austauschen." Den Teilnehmenden versprach Studerus "einiges an Know-how" und er sei sich sicher, dass alle am Abend mit diversen neuen Erfahrungen heimgehen könnten.

Frank Studerus, Managing Director von Studerus. (Source: Netzmedien)
Der VAD ist zugleich auch Schweizer Herstellervertreter von Zyxel - einem taiwanischen Hersteller von Internetzugangs- und Netzwerklösungen. In diesem Jahr - um die 15. Ausgabe des Tefo zu würdigen - gab es hohen Besuch von Zyxel: Ken Tsai, seit Februar Präsident von Zyxel Networks, hielt die erste Rede am Tefo 2025.
Bevor der Präsident mit seiner eigentlichen Präsentation begann, gab es zuerst noch ein Geschenk für Frank Studerus und sein Team. Tsai überreichte Studerus auf der Bühne einen 15 Jahre alten Whisky aus Taiwan: die Kavalan 15th Anniversary Edition Ex-Bourbon Cask Single Malt Whisky.
Wenn Taiwan stabil ist, ist auch die Halbleiterbranche stabil
Anschliessend sprach Tsai über die Resilienz einer über Taiwan laufenden Vertriebskette. Die Insel profitiere von ihrer strategischen Lage zwischen China und den USA, erklärte der Zyxel-Präsident. Nicht nur geographisch - Taiwan sei auch ein globaler Hub für die Halbleiterindustrie. TSMC bediene etwa 70 Prozent des Markts. Auch im Bereich der künstlichen Intelligenz komme man an Taiwan nicht vorbei. "Taiwanische Anbieter machen über 90 Prozent der weltweiten Lieferungen von KI-Servern aus", sagte Tsai. Die dortigen ODMs würden über 80 Prozent der Server-Systeme und über 90 Prozent der Serverhauptplatinen für KI produzieren. Es liege somit im globalen Interesse, dass Taiwan stabil bleibe. "Ist Taiwan stabil, bleibt auch die gesamte KI-Industrie stabil."

Ken Tsai, Präsident von Zyxel Networks. (Source: Netzmedien)
Die lokale Wirtschaft profitiert natürlich davon: Gemäss aktuellen Angaben der taiwanischen Regierung erzielte das Land ein Wirtschaftswachstum von 7,64 Prozent im dritten Quartal 2025. Der höchste Wert der vergangenen 10 Jahre, wie Tsai erklärte, aber auch höher als in allen anderen asiatischen Industrieländern.
Auch Zyxel mische im Bereich KI mit. "Wir wollen mehr KI und Cloud-Intelligenz in unsere Cloud-Management-Lösungen bringen", versprach der Zyxel-Präsident. Ferner sollen sich auch mehr Produkte in der Cloud verwalten lassen. "Wir liefern euch Cloud-KI-Power und adaptive Netzwerke für die Zukunft."
Wie man mit KI Geld verdient
Die Keynote blieb ebenfalls beim Thema KI. Hierfür brachte Studerus Marc Pouly, Professor für Informatik an der Hochschule Luzern (HSLU), auf die Bühne. Er erinnerte daran, dass die Lancierung von ChatGPT nicht die Geburtsstunde der KI war. "Wer das denkt, könnte - tut mir leid - nicht falscher liegen", erklärte der HSLU-Professor mit einem Augenzwinkern.
Die eigentliche Geburtsstunde war im Jahre 1957. Allerdings musste Pouly auch zugeben, dass sich dazwischen eigentlich nur das Militär und die Forschung wirklich für das Feld interessiert haben. Dies begann sich erst 1997 zu ändern, als eine KI den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow besiegte. "Das war die erste öffentliche Wahrnehmung einer KI, die einem Menschen in einer Disziplin überlegen war, die Intelligenz voraussetzt", erklärte er die Bedeutung dieses Ereignisses, bevor er hinzufügte: "Abgesehen von dieser öffentlichen Wahrnehmung hatte dies jedoch keine wahnsinnig grosse Bedeutung." Niemand wusste damals, wie man damit Geld verdienen kann.

Marc Pouly, Professor für Informatik an der Hochschule Luzern (HSLU). (Source: Netzmedien)
Die "stille Revolution" erfolgte irgendwann zwischen 2012 und 2015. Man kombinierte die Idee von neuronalen Netzen aus den 1940er-Jahren mit Algorithmen aus den 1980er-Jahren, den wirklich grossen Datenmengen, die das Internet verfügbar machte, und GPUs aus dem Gaming-Bereich. Das Resultat war die diskriminative KI. Eine KI, die Objekte auf Bildern erkennt.
Aktuell sei oft von einer KI-Blase die Rede - mit KI könne man kein Geld verdienen, sagte Pouly und verwies damit auf aktuelle Medienberichte. Da könnte etwas dran sein, wenn man sich auf die generative KI beschränkt - die diskriminative KI hingegen habe unseren Alltag bereits komplett durchdrungen. Von selbstfahrenden Autos über die Gesichtserkennung zur Entsperrung des Handys bis zu Verkaufsempfehlungen beim Onlineshopping - überall steckt seit Jahren diskriminative KI drin. "35 Prozent aller Sales auf der Amazon-Plattform werden durch KI generiert." Und auch 75 Prozent von allem, was man auf Netflix schaue, werde durch eine KI empfohlen. "Ja, man kann mit diesem Zeug Geld verdienen", sagte der HSLU-Professor.
Hoher Trainingsaufwand, akzeptabler Verbrauch für die Nutzung
In seiner Präsentation ging er auch darauf ein, wie generative KI wie ChatGPT funktioniert - und dass die KI eben nicht weiss, was sie sagt, sondern nur eine Wahrscheinlichkeitsrechnung betreibt. Der Aufwand, so ein System zu trainieren, ist enorm. Der Trainingsaufwand für eine moderne KI (mit 70 Milliarden Parametern) entspreche etwa 3,5 Milliarden Wikipedia-Seiten und einer Trainingszeit von rund 7 Millionen GPU-Stunden. Der dadurch entstehende CO2-Fussabdruck sei viermal so hoch wie beim Start einer Falcon-9-Weltraumrakete. Und der Stromverbrauch? Ungefähr so hoch wie der Output beider Meilen des Kernkraftwerks Beznau unter hypothetischer Volllast für 7 Stunden.
"Das ist die Energie, die man aufwenden muss, um eine KI zu bauen. Natürlich wollen Sie das nicht tun - also, tun wollen Sie das vielleicht schon, aber zahlen sicher nicht", scherzte Pouly.

Das Tefo fand wieder im Mövenpick Hotel Zürich Regensdorf statt. (Source: Netzmedien)
Die Nutzung einer KI sei aber deutlich weniger dramatisch. Auf ein Jahr gerechnet, sei der Energieverbrauch für 100 Prompts pro Tag etwa so gross wie derjenige für eine Autofahrt von 10 Kilometern oder zwei warme Bäder pro Jahr. "Wir haben schon für Blöderes Energie gebraucht", sagte Pouly, um die Gäste zum Nutzen von KI zu animieren.
Unternehmen, die Bedenken haben, eine US-amerikanische KI einzusetzen, könnten mittlerweile auf Open-Source-Modelle ausweichen - auch auf solche aus der Schweiz. Das Besondere am Schweizer Modell Apertus: Die Entwickler legten auch die Trainingsdaten offen und achteten dabei darauf, dass diese Daten nur urheberrechtskonform genutzt wurden. "Apertus kann man selbst herunterladen und betreiben oder von einem Schweizer Dienstleister beziehen." (Lesen Sie hier mehr zum Schweizer LLM Apertus)
Der HSLU-Professor zeigte allerdings auch die Grenzen der KI auf. Mit der aktuellen Technologie sei es beispielsweise nicht möglich, das Problem der Halluzinationen zu eliminieren. Das liege auch daran, dass eine KI beim Trainingsprozess auf dieselbe Weise "bestraft" werde, wenn sie zugibt, dass sie etwas nicht weiss oder wenn sie eine Antwort erfindet.
"Es ist eine fundamentale technologische Einschränkung, dass eine KI, so wie wir sie aktuell bauen, weder ein Wahrheitsbewusstsein entwickeln, noch zählen oder rechnen kann", sagte Pouly. "Sie kann eigentlich fast nichts."
Zum Abschluss blickte er noch voraus, was als Nächstes kommen werde. "Alles, was ich als Mensch jemals erfahren habe, ist ein elektrisches Signal. So funktionieren meine Muskeln; so funktioniert mein Kopf." Maschinen verarbeiten auch nur elektrische Signale. Warum verwandeln wir also beispielsweise über die Stimme einen Gedanken in Schallwellen, die zu einer Maschine wandern und von einem Mikrofon wieder in ein elektrisches Signal übersetzt werden, damit der ursprüngliche Gedanke verarbeitet werden kann? Man könnte auch die Gedanken direkt mit der Maschine vernetzen.
"Für 20'000 Franken werden wir doppelt so schnell rennen können. Für 30'000 Franken werden wir doppelt so hoch springen können. Und für 50'000 Franken werden wir 5 Jahre länger leben", skizzierte Pouly eine mögliche Zukunft, in der die KI noch tiefer in unseren Alltag integriert ist.
Wie man mit KI wirklich Geld verdient
Übrigens: Die beste Antwort auf die Frage, wie man mit KI Geld verdient, lässt sich aus seinem Vortrag wohl folgendermassen ableiten: Man betreibt kein KI-Modell, sondern man verkauft die dafür benötigte Infrastruktur. "Beim Goldrausch sind nicht unbedingt diejenigen reich geworden, die nach Gold gruben, sondern diejenigen, die Schaufel und Pickel verkauften. Das ist das Bild, das wir aktuell bei Nvidia und AMD sehen."
Nach der Keynote von Pouly verteilte sich das Publikum für den Rest des Tages auf einzelne Breakout Sessions. Diese deckten unterschiedliche Themen ab: von einem Vergleich von VPN-Technologien über E-Mail-Security bis zum Zusammenspiel von PBX und KI. Die Studerus-Projekt-Awards wurden in diesem Jahr nicht verliehen. Und so endet die 15. Ausgabe des Tefo mit einem gemeinsamen Apéro und der Gelegenheit, sich über das Gelernte auszutauschen.
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