Souveränität in einer digitalisierten Welt

Mr. Cyber sagt, warum die Schweiz mehr Security-Start-ups braucht

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von Coen Kaat

Die SATW hat zusammen mit Kickstart Accelerator einen Event zum Thema Cybersouveränität gehalten. Auf der Bühne sprach unter anderem Florian Schütz, der Delegierte des Bundes für Cyber-Sicherheit. Die Schweiz, sagte er, müsse sich nun entscheiden, wenn sie in einer digitalisierten Welt erfolgreich sein wolle.

Florian Schütz, der Delegierte des Bundes für Cyber-Sicherheit. (Source: Netzmedien)
Florian Schütz, der Delegierte des Bundes für Cyber-Sicherheit. (Source: Netzmedien)

Die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) hat am 10. Oktober zusammen mit Kickstart Accelerator ins Kraftwerk geladen. Im ehemaligen Zürcher Elektrizitätswerk stand die Zukunft der Schweizer Cybersecurity auf dem Programm.

Konkret ging es um Cyber Sovereignty – also die Cybersouveränität eines Landes. Gemeint ist damit die Fähigkeit eines Landes, die eigenen Entscheidungen im Cyberraum zu treffen, sowie diese auch um- und durchzusetzen und so die eigenen Interessen zu wahren. So lautet die aktuelle Arbeitsdefiniton der SATW.

Der Event fand im Kraftwerk in Zürich statt. (Source: Netzmedien)

Die Schweiz muss sich entscheiden

Unter den Rednern war auch Florian Schütz, seit Juni "Mr. Cyber", also der Delegierte des Bundes für Cyber-Sicherheit. Um in einer digitalisierten Welt erfolgreich zu sein, müsse sich die Schweiz entscheiden. "Ich plädiere dafür, dass wir wirklich darüber nachdenken, wie wir unsere Stärken nutzen können", sagte der ehemalige IT-Security-Chef von Zalando. "Welche Themen wollen wir künftig lösen, um uns optimal zu positionieren?"

Welche Chancen böten sich hierzulande an, fragte er das Publikum. Dieses nannte drei:

  • Die Schweiz als sicherer Hafen für Daten,

  • das Schweizer Bildungssystem (Fachkräfte und das Lehrlingssystem),

  • die Schweiz als neutraler Vermittler bei Cybervorfällen zwischen zwei Staaten.

"Was steckt hinter diesen Antworten?", fragte er nach beim Publikum. "Sicherheit, Bildung, Neutralität. Das sind lediglich unsere typischen Schweizer Kernwerte, übersetzt in eine digitale Welt."

"Es ist daher wichtig zu entscheiden, wo wir die Besten sein wollen, und wo es genügt, durchschnittlich zu sein", sagte er. Die Schweiz könne nicht alles im Bereich Cybersecurity abdecken. "Aber wir können unsere Kernwerte transformieren." So könne die Schweiz interessante und erfolgreiche Start-ups hervorbringen und zudem eine schnelle Digitalisierung ermöglichen.

Die Schweiz muss Cyber-Start-ups unterstützen

Rami Efrati, ein weiterer Referent, stimmte diesem Punkt zu: "Wir brauchen mehr Cybersecurity-Start-ups, um das Land stärker zu machen". Der israelische Cybersecurity-Experte hatte in Israel eine vergleichbare Stelle inne, wie Florian Schütz nun in der Schweiz.

Rami Efrati in Zürich. (Source: Netzmedien)

Der Cybersecurity-Sektor bringe Israel mittlerweile rund 10 Milliarden US-Dollar an Exporteinnahmen ein. Diese Einnahmen seien aber nicht der Hauptgrund, sagte Efrati. "Mehr Cybersecurity-Start-ups bedeuten mehr IT-Security-Lösungen im Land, was das Land wiederum robuster und sicherer macht", sagte er.

Hierfür brauche ein Land ein starkes Bildungssystem. Dies habe die Schweiz bereits, sagte Efrati, der selbst an der Universität in Genf doziert. Die Schweiz müsse aber auch Start-ups unterstützen, sonst würden die klugen Köpfe ihr Glück im Ausland suchen.

Israel ko-investiere aus diesem Grund zusammen mit der Privatwirtschaft in Start-ups. Wie das System funktioniert, können Sie im Beitrag zur Cyber Week 2019 in Tel Aviv, "Chuzpe und Cybersecurity – was Israels Start-ups so erfolgreich macht", nachlesen. "Das geht auch in der Schweiz!", sagte Efrati.

Die Schweiz muss sich nicht verstecken

Was dabei herauskommt, wenn die klugen Köpfe im Land bleiben, zeigte Thomas Dübendorfer, Präsident und Gründer des Swiss ICT Investor Clubs – kurz SICTIC.

"Die Schweiz ist ein sehr innovatives Land", sagte er. "Aber die meisten Innovationen bleiben auf dem Papier und werden nur von Forschern gelesen." Und Professoren zögen es in der Regel vor, an ihrer Uni zu bleiben, wo sie sich sicher fühlen. Aus diesem Grund hatte er auch den SICTIC gegründet.

Thomas Dübendorfer, Präsident und Gründer von SICTIC. (Source: Netzmedien)

Dass die Schweiz Hard- und Software im Bereich Cybersecurity produzieren kann, zeigen etwa Securosys, deren Hardware Security Module den Zahlungsverkehr von SIX absichern, die Crypto AG (seit Februar 2018 in zwei Firmen aufgespalten: die Crypto International AG in schwedischem Besitz und die weiterhin schweizerische Cyone Security AG), die Verschlüsselungslösungen anbietet, das sichere Datenverarbeitungsgerät von Trustless.ai oder auch der verschlüsselte Messaging-Dienst Threema.

"Die Schweiz kann ihre eigene Hardware produzieren", sagte Dübendorfer. Und dank modernen Fertigungsmethoden sei es auch nicht viel teuerer, hierzulande zu produzieren als im Ausland.

Warum denken viele beim Stichwort "Cybersecurity" zuerst an Israel? Und warum nicht an die Schweiz? Start-ups mit spannenden Ansätzen gibt es hierzulande mehr als genug. Aber werden die von den hiesigen Kunden auch genutzt? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben Netzmedien und Datastore zum ersten "CISO-Roundtable" geladen. Was die Experten zu sagen hatten, können Sie hier nachlesen.

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