Thomas Liechti im Podium

Was dem Datacenter-Markt gemäss Mount10 bevorsteht

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von Coen Kaat

Das Cloud-Geschäft und die Schweizer Datacenter-Landschaft stehen vor stürmischen Zeiten. Was die jüngsten Veränderungen für den Markt bedeuten, erklärt Thomas Liechti, CEO von Mount10.

(Source: zVg)
(Source: zVg)

Wie wird sich der RZ-Markt im kommenden Jahr entwickeln?

Thomas Liechti: Aufgrund der Tatsache, dass sich die Infrastrukturen immer mehr konsolidieren lassen, bin ich fest der Überzeugung, dass sich das Rechenzentrum der Zukunft nicht durch grosse Flächen und Hallenweise Rackspaces auszeichnet, sondern eher durch hohe Leistungsdichten, effiziente Kühlungsmöglichkeiten und individuelle Sicherheitskonzepte. Die Zeit der Je-grösser-desto-besser-RZs neigt sich dem Ende zu.

Wie wirkt sich der Trend hin zu Hyperconverged-Lösungen auf das RZ-Geschäft aus?

Auch der momentane Trend hin zu Hyperconverged-Lösungen stützt meine Ansicht vom Bedürfnis nach kleineren, spezialisierten, flexiblen und doch sehr leistungsfähigen Rechenzentren. Wie stark und nachhaltig diese Technologie an sich ist, ist hingegen noch nicht vorhersehbar, da die Effizienz zwar zunimmt, sich aber auch grössere Ausfalleinheiten abzeichnen können, wenn die Architektur mangelhaft umgesetzt wird.

Welche technologischen Trends erkennen Sie ferner?

Technologische Trends, die das Potenzial haben, sehr disruptiv zu sein, gibt es nur sehr wenige. Einer davon ist aber klar die Blockchain als Basis für zukünftiges Datasharing, Dataverification und Data­storing. Dieses Potenzial gehen wir als Mount10 sehr umsichtig an, indem wir mit ausgewählten Partnern, wie Proxeus beispielsweise, erste Schritte unternehmen. Dabei darf man Blockchain als ­Basistechnologie nicht mit irgendwelchen Kryptowährungen ­vermischen, die als "Coin" einen, teilweise zu Recht, zweifelhaften Ruf haben.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Inte­gratoren, Systemhäuser?

Die Fachhändler und Systemintegratoren werden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle für den Kunden wahrnehmen. Die Erwartungshaltung des Kunden geht aber wohl eher in die Richtung, dass der Partner "trusted advisor" wird, um dem Kunden die Integration der besten auf dem Markt befindlichen Services sicherzustellen, als Ergänzung zu den Integrationen des On-Prem-Equipments, das auch in Zukunft durchaus sinnvoll bleibt. Die Aufgabe der Partner besteht also darin, sich proaktiv ein Bild von den Dienstleistungen der Serviceprovider oder RZ-Betreiber zu machen, um diese Kundenberatung machen zu können.

Google und Microsoft haben angekündigt, ihre Clouds auch aus der Schweiz heraus zu hosten. Kaspersky will seine Rechenleistungen in die Schweiz verlagern. Was bedeutet das für das hiesige RZ-Geschäft?

Grundsätzlich scheint die Schweiz im internationalen Bereich nach wie vor einen exzellenten Ruf zu haben, was den Standort für Daten oder Rechenzentren betrifft. Diese Tatsache ist sicher sehr positiv für die RZ-Betreiber. Die Schweizer Kunden hingegen gehen unterdessen in ihrer Entscheidungsfindung von einem ganz anderen Gefahrenpotenzial aus und zwar das der möglichen Erpressbarkeit durch "Geiselnahme" der Daten. Kunden wollen daher aus Gründen der Gewaltentrennung der Datenbearbeitung und des Daten-Back-ups die Verantwortung auf zwei Firmen oder Organisationseinheiten aufteilen. Als weiterer Punkt wollen sie die Garantie einer Schweizer Firma, die unter Schweizer Recht nicht plötzlich zum Spielball einer fremden Regierung wird.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Frank Boller, Green.ch: "Wo früher noch 3 bis 4kW Leistung pro Rack nachgefragt wurden, planen wir heute bereits mit 8 bis 15 kW."

  • Santiago Caneiro Iglesias, GTT: "IoT und Edge Computing werden die Zahl der Mikro-Rechenzentren am Netzwerkrand erhöhen."

  • Roberto Cazetta, Equinix: "RZs sind idealerweise verteilt, was auch verteilte Hyperconverged-Lösungen ermöglicht."

  • Thomas Knüsel, Cyberlink: "Die Akzeptanz gegenüber Managed Services und Cloud Computing nimmt jedes Jahr stark zu, insbesondere auch im KMU-Umfeld."

  • Thomas Kreser: Interxion: "Der sich abzeichnende Trend hin zur Cloud auch in der Schweiz ist hier Risiko und Chance zugleich."

  • Dieter Moser, CKW: "Die Spreu trennt sich vom Weizen. Nur qualitativ hochstehende Angebote werden wachsen."

  • Andreas Németh, OIZ: "Nur grosse und professionelle Rechenzentrumsanbieter können wirtschaftliche Lösungen anbieten."

  • Ralph Urech, Data11: "Die Komplexität eines RZ steigt, was mehr Professionalität verlangt."

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DPF8_98809