Sandro Canneori sagt, was Kunden wollen

Wo Jelmoli auf IT-Partner setzt und wo nicht

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von Eric Belot und cka

Sandro Canneori leitet die IT des Warenhauses Jelmoli. Wenn es etwa um die Zusammenarbeit mit externen IT-Partnern geht, ist er verantwortlich. Im Interview sagt er, worauf es dabei ankommt und welche Rolle aktuelle Hype-Themen wie etwa das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz spielen.

Sandro Canneori, Leiter IT bei Jelmoli. (Source: zVg)
Sandro Canneori, Leiter IT bei Jelmoli. (Source: zVg)

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?

Sandro Canneori: Als IT-Verantwortlicher von Jelmoli stelle ich in erster Linie sicher, dass unser stationärer Handel und unser Onlinestore rund um die Uhr einwandfrei funktionieren. In der Regel habe ich entsprechend einen durchgetakteten Terminkalender mit operativen und strategischen Themen, täglich diverse Abstimmungen - sowohl intern als auch mit IT-Dienstleistern für Leistungserbringungen, Neuausschreibungen, Evaluationen oder Verhandlungen. Es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht mit einem IT-Dienstleister in Kontakt bin, da wir Hand in Hand zusammenarbeiten und sie für uns wichtige Sourcing-Partner sind - dies vor allem in den Bereichen Basis-IT-Infrastruktur, Datacenter und Cloud Engineering sowie auch in der Entwicklung von Software.

 

Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Allem voran geht die Zielerreichung und Erbringung der vereinbarten Serviceleistung und -qualität. Zusätzlich sollten IT-Dienstleister heute die Fähigkeit besitzen, ihre Dienstleistungen adaptiv anbieten zu können. Das heisst, dass sie sich unseren individuellen technologischen Gegebenheiten rasch anpassen müssen, damit sie uns gewinnbringend unterstützen können. Wir schliessen heute keine langjährigen Knebelverträge mehr ab, sondern bauen auf dem Vertrauen auf, das wir uns gegenseitig entgegenbringen. Ausserdem braucht es aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitsvorgänge und Administration verstärkt integrative Fähigkeiten. Denn die meisten Zusammenarbeiten mit IT-Dienstleistern passieren heute papierlos und auf kollaborativen Plattformen. Nicht zuletzt gehört für mich auch eine ausgeprägte Kundenorientierung zu den wichtigsten Gütekriterien eines IT-Dienstleisters.

 

Was sollten (potenzielle) IT-Partner tunlichst vermeiden?

Ich schätze es sehr, wenn IT-Partner oder Dienstleister ihre Kundenversprechen in Taten umsetzen - alles andere wäre nicht förderlich und auch nicht vertrauenserweckend. Neue Anbieter sollten sich nicht zu sehr auf Präsentationen fokussieren.

 

Wie kaufen Sie IT-Hardware und -Software beziehungsweise komplette Lösungen ein? Direkt beim Hersteller oder bei einem Händler?

Als Tochtergesellschaft der Swiss Prime Site AG verfügen wir über ein IT Group Shared Service Center. Wenn es also um die Beschaffung von standardisierten Lösungen geht, die denselben Zweck für alle Unternehmen innerhalb der Gruppe erfüllen, nutzen wir die dadurch entstehenden Synergieeffekte und Kostenvorteile. Spezifische Hard- und Software hingegen beziehen wir sowohl beim Hersteller als auch beim Händler. Wir bevorzugen jedoch die Zusammenarbeit mit lokalen Händlern.

 

Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert? Welche Bereiche würden Sie hingegen nie auslagern?

Seit meinem Start bei Jelmoli vor fast drei Jahren setze ich mich intensiv mit diesem Thema auseinander. Mit der digitalen Transformation von Jelmoli mussten auch die Bereiche der IT-Organisation neu ausgerichtet werden. Diese bestand ursprünglich aus einer Betriebsorganisation, die primär mit Hardwarekompetenzen ausgestattet war. So mussten im Zuge der Einführung unserer neuen Omnichannel IT-Landschaft auch Kompetenzen und Ressourcen in den Bereichen Enterprise Architektur, Business Services, Application Management und Integration aufgebaut werden. Wir haben erkannt, dass dies Fähigkeiten sind, die wir intern aufbauen möchten, um näher an den Bedürfnissen der Business Organisationen zu sein. Hier hat sich unter anderem auch herausgestellt, dass der Mehrwert in den agilen Entwicklungsfortschritten und in der engen Zusammenarbeit mit den Fachbereichen liegt. Die Hardware-Betriebsorganisation (Netzwerk, Server, Cloud Engineering, Betriebssysteme und Support) wurden hingegen mehrheitlich ausgelagert, weil dies für uns kein Kerngeschäft mehr darstellt und inzwischen spezialisierte IT-Dienstleister auf dem Markt sind, die diese Materie besser beherrschen. Zudem ausgelagert haben wir das Printing und Document Management.

 

Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?

Mit der zunehmenden Bedrohung von aussen wird der Bereich IT-Security nochmals mehr an Bedeutung gewinnen, wie es unter anderem auch aktuelle Ereignisse mit einer Ladenkette in Schweden gezeigt haben. Hier kommen bestimmt neue Herausforderungen mit Cloud-Diensten und den damit verbundenen regulatorischen Anforderungen auf uns zu. Aber auch die Weiterentwicklung der Digitalisierung und der ungebrochene Onlinekonsum, der stetig wächst und neue Geschäftsmodelle hervorbringt, werden eine grosse Rolle spielen.

 

Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?

Wir werden bereits durch kompetente und erfahrene Partner unterstützt und pflegen einen engen und regelmässigen Austausch mit Spezialisten anderer Tochtergesellschaften innerhalb unserer Konzerngruppe.

 

Welche Rolle spielen Cloud, IoT, KI, Cybersecurity in Ihrer IT-Strategie?

Cloud war und ist ein fester Bestandteil unserer Sourcing Strategie und hat unsere interne IT-Organisation massgeblich beeinflusst. Wir sprechen heute von "Multi-Cloud" und sehen uns damit auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert - beispielsweise inwiefern wir die Kontrolle der einzelnen Clouddienste kritisch prüfen können. IoT und KI sind Themen, mit welchen wir auch schon unsere Berührungspunkte hatten, die wir allerdings noch nicht aktiv betreiben bzw. nutzen. Cybersecurity ist hingegen ein fester Bestandteil unserer IT-Strategie und wird zukünftiger vermehrt an Relevanz gewinnen.

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