Mutterkonzern erwägt Verkauf

Orange kommt unter den Hammer

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Im Zusammenhang mit der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen teilte der französische Telekomkonzern France Télécom mit, dass er einen neuen Eigentümer für die Schweizer Tochtergesellschaft Orange suche.

Die Schweizer Mobilfunkgesellschaft Orange wird wahrscheinlich bald einen neuen Besitzer bekommen. Das Mutterunternehmen France Télécom hat bekannt gegeben, dass sie den Prozesss für eine mögliche Veräusserung des Consumer-Geschäfts in der Schweiz gestartet haben. Der Verwaltungsrat von France Télécom werde eine Entscheidung treffen, welche sich nach der Qualität der eingegangenen Angebote richte, erklärte der Konzern heute anlässlich der Präsentation seiner nicht allzu guten Quartalsergebnisse.

France Télécom hat im abgelaufenen Quartal Gewinn und Umsatz eingebüsst. Der Überschuss vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um knapp sechs Prozent auf 3,88 Milliarden Euro zurück. Die Erlöse sanken 1,3 Prozent auf 11,34 Milliarden Euro. Wegen der schwachen Geschäfte in der gesamten Branche waren die Rückgänge von Analysten erwartet worden.

Plötzlicher Rückzieher

Erst im Mai hatte France Télécom kommuniziert, dass das Schweizer Mobilfunkgeschäft nicht verkauft werde. Auch der Schweizer Orange-Chef Thomas Sieber hatte Ende Mai in einem Interview mit der SonntagsZeitung stets erklärt, dass ein Rückzug nicht zur Debatte stehe, da in der Schweiz mit einem Mehrjahresplan gearbeitet wird, der über das Jahr 2015 hinausgehe. Doch das scheint jetzt alles hinfällig.

Für den Telko-Experten Ralf Beyeler von Comparis ist es keine Überraschung, dass France Télécom  einem neuen Eigentümer für Orange Schweiz sucht. "Der Schweizer Markt ist aufgrund der politischen Rahmenbedingungen für alternative Telekom-Anbieter und dem Kundenverhalten (fast niemand wechselt) ein sehr schwieriger Markt. France Telecom investiert ihr Geld besser in anderen Märkten, wo die Wahrscheinlichkeit, Geld zu verdienen, höher ist. Dies ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar. Ausserdem dürften die Alternativ-Anbieter keine Freude an der geplanten Mobilfunk-Frequenz-Auktion haben", erklärt Beyeler gegenüber der Netzwoche.

Wer will Orange kaufen?

Bleibt die Frage, wer Orange Schweiz überhaupt übernehmen möchte? Vielleicht einen neue Chance, dass Sunrise und Orange doch noch fusionieren können. Denn bereits vergangenes Jahr war die geplante Fusion zwischen den beiden Mobilfunknetz-Betreiber Sunrise und Orange am Veto der Wettbewerbskommission gescheitert. Laut Beyeler kommt auch die Cablecom nicht in Frage, weil deren Kerngeschäft UPC Kabel-TV-Netze sind.

"Das Mobilfunk-Geschäft ist ein ganz anderes Geschäft. Zwar möchte auch UPC als Service Provider Mobilfunk anbieten, aber meiner Einschätzung nach nicht als Betreiber eines eigenen Mobilfunknetzes. Am ehesten ein Finanzinvestor wie dies bei Sunrise passiert ist. Auch dort war ich überrascht, dass ein Finanzinvestor bereit war, für Sunrise so viel Geld zu bezahlen. Ich bin jedoch skeptisch, ob die Hoffnung der Investoren aufgeht und die Beteiligung an Schweizer Alternativ-Anbietern ein lukratives Investment ist", führt Beyeler weiter aus.

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