Podium KI und Business-Software

Wo und wie Victorinox bei Business-Software auf KI setzt

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von Coen Kaat

Die Möglichkeiten, täglich wiederkehrende Aufgaben mit KI sinnvoll zu automatisieren, scheinen derzeit endlos. Wie Victorinox bereits KI im Bereich Business-Software nutzt, sagt Kilian ­Eyholzer, Chief Transformation & Technology Officer.

Kilian ­Eyholzer, Chief Transformation & Technology Officer bei Victorinox. (Source: zVg)
Kilian ­Eyholzer, Chief Transformation & Technology Officer bei Victorinox. (Source: zVg)

Nutzen Sie bereits KI im Bereich Business-Software? Falls ja, ­wo und wie? (ERP, CRM, PIM etc.)

Kilian ­Eyholzer: Wir haben bereits Anfang 2023 entschieden, die Chancen und Möglichkeiten von KI zu evaluieren und aktiv zu nutzen. Alle Mitarbeitenden haben seit dem Sommer Zugriff auf Bing Chat Enterprise (neu Copilot). In den Businessapplikationen evaluieren wir im CRM-Bereich primär die Möglichkeiten von Salesforce. Die intelligenten Funktionen sollen unsere Vertriebsmitarbeitenden unterstützen, ihre Zeit zielgerichtet einzusetzen. Im Bereich Forecasting und Demand-/Supply-Planning haben wir ebenfalls KI-Funktionen im Einsatz, im Kern-ERP derzeit noch nicht. Und schliesslich nutzen wir auch in der Softwareentwicklung bereits diverse Tools (z.B. Github Copilot), die uns helfen, Code effizienter zu programmieren.

Welche (weiteren) Vorteile erwarten Sie von KI?

KI soll helfen, die Effizienz und Effektivität unserer Mitarbeitenden zu erhöhen. Repetitive und wenig wertschöpfende Aufgaben können ausgelagert werden. So schreiben wir bereits die Produkttexte für unsere Marke Wenger mittels KI. Für Übersetzungen nutzen wir DeepL Pro. Weitere Chancen für KI sehen wir im Kundendienst. Die eingehenden Fragen sind oft dieselben, und KI kann helfen, passende Antworten vorzuformulieren und später vielleicht auch automatisiert zu beantworten. Idealerweise erlaubt uns KI, unsere bestehenden Mitarbeitenden für wertschöpfendere Tätigkeiten einzusetzen.

Welchen Anforderungen und Bedürfnissen muss die KI in diesem Bereich genügen?

Die Sicherheit sämtlicher Daten muss gewährleistet sein, das heisst, Eingaben dürfen nicht an die Anbieter der Tools weitergeleitet beziehungsweise zum Training der Modelle genutzt werden. Zudem muss natürlich die Verlässlichkeit des Outputs möglichst hoch sein. Halluzinationen und Falschangaben schätzt niemand.

Welche Datenschutzbedenken haben Sie beim Einsatz von KI? Und wie packen Sie diese bei Ihren KI-Plänen an?

Der Schutz und die Sicherheit unserer Daten stehen an erster Stelle. Deshalb haben wir im Sommer eine KI-Policy erarbeitet, die den Umgang mit künstlicher Intelligenz festlegt, etwa was bei der Eingabe und auch bei der Beurteilung des Outputs zu berücksichtigen ist. Des Weiteren wurde ein KI-Komitee gegründet, das die Entwicklungen im KI-Bereich beobachtet und Anträge für neue Tools beurteilt. Wir wollen einen Wildwuchs von Tools vermeiden. Daher motivieren wir unsere Mitarbeitenden, Bing Copilot sowie bereits freigegebene Tools zu nutzen. Neue Tools müssen beantragt werden und durchlaufen eine fundierte Prüfung durch Legal und IT-Security.

Wie können IT-Dienstleister Sie bei der Nutzung/Einführung von KI bei Business-Software unterstützen?

In erster Linie orientieren wir uns an den Möglichkeiten der Standardsoftware, wie etwa Salesforce oder Microsoft, getreu dem Prinzip ­"Reuse, Buy, Build". Für diese Tools haben wir auch entsprechende Implementierungspartner, von deren Erfahrungen und Tipps wird profitieren können. Spezialisierte Dienstleister und Implementierungspartner für KI-Themen nutzen wir bisher nicht, jedoch haben wir für die Befähigung der Mitarbeitenden auf die Services spezialisierter Anbieter zurückgegriffen, konkret der AI Business School.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Kathrin Braunwarth, Axa: "KI ist ein sehr mächtiges Instrument, mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden muss."
  • Bernd ­Bucher, Novartis: "Es ist von zentraler Bedeutung, dass Transparenz, Nachvollziehbarkeit und menschliche Kontrolle gewährleistet sind."
  • Jean-Claude Flury, V-Zug: "Als Unternehmen muss ich Herr über die eingegebenen Daten bleiben."
  • Dean Marti, Six Group: "Die meisten Softwarehersteller befinden sich im Bereich KI noch im Ideen- oder Prototypen-Status."
  • Stefan Pleisch, Zurich: "Wir setzen KI nur ein, wenn sie zuverlässig einen deutlichen Mehrwert bietet."
  • Marcel ­Rassinger, Competec: "Viele der Herausforderungen sind nicht neu, aber wesentlich komplexer bei generativer KI."
  • Christof Zogg, Swisscom: "Der bald in Kraft tretende EU AI Act wird die Anforderungen auch in der Schweiz erhöhen."
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