Podium KI und Business-Software

Wie V-Zug KI bei der Rechnungsverarbeitung und -freigabe nutzt

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von Coen Kaat

Die Möglichkeiten, täglich wiederkehrende Aufgaben mit KI sinnvoll zu automatisieren, scheinen derzeit endlos. Wie V-Zug bereits KI im Bereich Business-Software nutzt, sagt Jean-Claude Flury, Head of IT.

Jean-Claude Flury, Head of IT bei V-Zug. (Source: zVg)
Jean-Claude Flury, Head of IT bei V-Zug. (Source: zVg)

Nutzen Sie bereits KI im Bereich Business-Software? Falls ja, ­wo und wie? (ERP, CRM, PIM etc.)

Jean-Claude Flury: Ganz klar, in vielen Applikationen ist immer mehr Intelligenz eingebaut. Beispiel Spesenbelege: Heute fotografieren wir Belege ab und das Spesentool übernimmt den Rest. Ich erinnere mich fast nicht mehr, wie wir das noch bis vor Kurzem mit einem Spesenbeleg aus Papier abgewickelt haben. KI ist in der Lage, uns diese Arbeit abzunehmen. Auch in den Bereichen von Rechnungsverarbeitung und -freigabe nimmt uns KI Arbeitsschritte ab.

Welche (weiteren) Vorteile erwarten Sie von KI?

Effizienzsteigerungen, indem wir Aufgaben schneller und fehlerfreier erledigen. Beim Beispiel Spesenbeleg benötigt man nun 2 statt 10 Minuten und es gibt weniger falsche Kontierungen. Das ist die logische Weiterentwicklung von RPA und Machine Learning. Dank der gesteigerten Rechenleistung können die Systeme mit viel mehr Unschärfe umgehen. Und sie sind lernfähiger. Weitere Kosten- und Zeitersparnisse erwarten wir etwa dank automatisierter Übersetzung. Standardanfragen kann man mit den Tools noch schneller und dennoch personifiziert beantworten. Aber Achtung, wenn die Formulierungen künstlich aussehen, kommen sie nicht gut an. Bei wichtigen Texten sollte man besser die eigenen Worte verwenden.

Welchen Anforderungen und Bedürfnissen muss die KI in diesem Bereich genügen?

Datensicherheit und Vertraulichkeit müssen jederzeit gewährleistet sein. Als Unternehmen muss ich Herr über die eingegebenen Daten bleiben.

Welche Datenschutzbedenken haben Sie beim Einsatz von KI? Und wie packen Sie diese bei Ihren KI-Plänen an?

Der Nachteil bei innovativen neuen Technologien ist häufig, dass es viel Klärungsbedarf rund um Data und Compliance gibt. Einige KI-Anbieter liegen mit Medienhäusern im Streit, weil der Vorwurf der Urheberrechtsverletzung im Raum steht. Innerhalb einer Firma muss man aufpassen, dass KI keine Berechtigungen aushebelt. Wenn der KI-Tenant zum Lernen frei Datenbanken abgreifen darf, muss man bei der Erstellung von Modellen die Datenquellen im Auge behalten. Dem kann man nur mit einer soliden Datenklassifizierung begegnen – das ist aufwendig, aber zwingend.

Wie können IT-Dienstleister Sie bei der Nutzung/Einführung von KI bei Business-Software unterstützen?

Indem sie echte Lösungen und keine Luftschlösser verkaufen. Wir sehen im Markt gerade einen enormen Anstieg von angebotenen Lösungen, aber die meisten davon sind "Baukästen" und keine funktionierenden Applikationen. Der Kunde muss selbst herausfinden, was er damit anstellt. Hier erwarte ich Expertise und pragmatische Unterstützung.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

  • Kathrin Braunwarth, Axa: "KI ist ein sehr mächtiges Instrument, mit dem verantwortungsvoll umgegangen werden muss."
  • Bernd ­Bucher, Novartis: "Es ist von zentraler Bedeutung, dass Transparenz, Nachvollziehbarkeit und menschliche Kontrolle gewährleistet sind."
  • Kilian ­Eyholzer, Victorinox: "Die Eingaben dürfen nicht an die Anbieter der Tools weitergeleitet bzw. zum Training der Modelle genutzt werden."
  • Dean Marti, Six Group: "Die meisten Softwarehersteller befinden sich im Bereich KI noch im Ideen- oder Prototypen-Status."
  • Stefan Pleisch, Zurich: "Wir setzen KI nur ein, wenn sie zuverlässig einen deutlichen Mehrwert bietet."
  • Marcel ­Rassinger, Competec: "Viele der Herausforderungen sind nicht neu, aber wesentlich komplexer bei generativer KI."
  • Christof Zogg, Swisscom: "Der bald in Kraft tretende EU AI Act wird die Anforderungen auch in der Schweiz erhöhen."
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