Wie KI und Nachhaltigkeit laut Swisscom Hand in Hand gehen
KI beflügelt auch das RZ-Geschäft. Aber wie wirkt sich dieser Boom auf die Nachhaltigkeit aus? RZs verbrauchen ja auch ohne KI eine enorme Menge an Strom. Wie grün hiesige RZs sind, sagt Silvan Lohri, Head of Swiss AI Platform bei Swisscom.

Inwiefern hat die Popularität von KI zu einem Boost bei RZ-Dienstleistungen geführt?
Silvan Lohri: Die Nachfrage nach generativer KI (GenAI) ist gross. Der Bedarf an Rechenleistung steigt kontinuierlich, wenn aktuell auch noch moderat. Die meisten Firmen sammeln derzeit explorativ erste Erfahrungen. Es ist noch eine gewisse Zurückhaltung für den produktiven Einsatz von generativer KI spürbar. Denn dieser erfordert, dass zentrale Fragen gelöst sind: Datenqualität, -schutz- und -sicherheit. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten und Jahren rasant zunehmen wird.
Führt der KI-Boom zu einer Verschlechterung der Nachhaltigkeit von RZs?
Das hängt stark von der Effizienz des Rechenzentrums ab. Swisscoms KI-Infrastruktur ist so aufgebaut, dass sie sehr effizient betrieben und bei Bedarf skaliert werden kann. Wir setzen bewusst auf die neuesten und energieeffizientesten Methoden, KI-Infrastruktur zu betreiben. Zudem verbessern wir sie proaktiv, gemeinsam mit führenden Forschungseinrichtungen wie der EPFL. Etwa indem wir auf eine neue Generation von GPUs setzen und dadurch die Infrastruktur effizient einsetzen können. Bei unserem Angebot von Large Language Models (LLM) achten wir ebenfalls darauf, dass wir ein optimales technisches Set-up sicherstellen. Das bedeutet, dass es weniger GPU-Stunden und damit auch weniger Strom braucht, um GenAI-Rechenoperationen durchzuführen.
Wie grün sind die RZs in der Schweiz wirklich?
Die Rechenzentren von Swisscom schneiden mit einem durchschnittlichen PUE-Wert von 1,3 über alle Rechenzentren sehr gut ab. Darüber hinaus strebt Swisscom Klimaneutralität an und hält sich, gemeinsam mit Lieferanten und Partnern, an international etablierte Standards – etwa ESG –, um unter anderem auch den CO2-Ausstoss entlang der gesamten Lieferantenkette zu erfassen.
Wo setzen Sie KI selbst ein und sehen bereits die erwarteten Vorteile?
Bei Swisscom hat KI längst Einzug gehalten: Wir optimieren mit ihr unsere Netzwerke, verbessern unseren Kundenservice und entwickeln innovative Produkte wie etwa den Swisscom GPT oder auch KI-gestützte Tools zur Unterstützung im Kundenservice und für die Erstellung von Angeboten. Unser Kunden-Chatbot SAM läuft seit Herbst ausserdem vollständig auf der neuen LLM-basierten Technologie. Damit konnten wir die Automatisierungsquote mehr als verdoppeln und die Kundenzufriedenheit verdreifachen. Darüber hinaus helfen wir auch unseren Kunden, KI richtig einzusetzen.
Welche weiteren technologischen Trends treiben den Markt derzeit an?
Aktuell sind das insbesondere Automatisierung, Agentic AI und Cybersecurity – etwa im Finanz- und Gesundheitswesen, wo Effizienz und Datenschutz zentral sind. Für die Zukunft sehen wir weitere Trends, wie Robotik, Digital Twins und Extended Reality, besonders in Industrie, Bau und Bildung. Die Kombination dieser Technologien wird die digitale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz weiter stärken.
Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:
- Patrik Hofer, NorthC: "KI bietet künftig die Möglichkeit, die Kühlleistung dynamisch und bedarfsgenau anzupassen."
- Chad McCarthy, nLighten: "Wichtig ist, Nachhaltigkeit von Anfang an mitzudenken."
- Christoph Schnidrig, AWS: "Wir optimieren kontinuierlich die Energieeffizienz unserer Cloud-Infrastruktur."
- Roger Semprini, Equinix: "KI wird auch eingesetzt, um die Steuerung von RZs zu unterstützen und zu optimieren."
- Marco Stadler, Green: "Moderne RZ bieten eine hohe Energieeffizienz - aber es gibt viele ältere, ineffiziente RZ."
- Ralph Urech, Solnet: "Moderne RZs sind schon effizient und nachhaltig - aus ureigenem ökonomischem Interesse."
- Yves Zischek, Digital Realty: "In der Schweiz ist der KI-Boom noch nicht flächendeckend angekommen."

Viele Unternehmen können auf Cyberangriffe nicht richtig reagieren

Microsoft lanciert Cybersecurity-Initiative für EU-Regierungen

Was die FHNW von ihren IT-Dienstleistern erwartet

IT-Fachleute bewerten Schweizer Digitalisierungsstand mit Schulnote 5

Werner Herzog sinniert über Hühner

Econis holt Co-CEO an Bord

Cybersecurity bremst die Einführung von KI-Agenten

Update: Sony darf wieder Bravia-Projektoren in Europa verkaufen

Westschweizer IT-Dienstleister Silicom übernimmt Dialogue Logique
