Podium Datacenter

Thomas Knüsel von Cyberlink sagt, was den RZ-Markt bewegt

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von Coen Kaat

Die Grossen haben die Schweiz entdeckt: Google und Microsoft sind mit eigenen Rechenzentren hierzulande vertreten. Aber was bedeutet dies für die kleinen und die lokalen Anbieter? Die Antwort weiss Thomas Knüsel, COO von Cyberlink.

Thomas Knüsel, COO von Cyberlink. (Source: zVg)
Thomas Knüsel, COO von Cyberlink. (Source: zVg)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?

Thomas Knüsel: Ein fokussierter Serviceprovider bündelt Ressourcen und verfügt über die Fähigkeit, hohe Investitionen durch ein intelligentes Servicedesign, ausgerichtet auf Mandantenfähigkeit und Skalierbarkeit, erfolgreich zu amortisieren. Für seine Kunden resultieren Services mit folgenden Eigenschaften: Security by Design: Infrastruktur und Prozesse genügen höchsten Sicherheitsansprüchen und werden von Fachspezialisten betreut. Flexibility: Selfservice-Portale befähigen den Kunden, Änderungen schnell, jederzeit und ohne Bearbeitungsgebühren durchzuführen. Scalability & Elasticity: Die einem Service zugrundeliegenden Ressourcen sind skalierbar, das heisst die Serviceleistung kann klein beginnen, wachsen, aber auch wieder schrumpfen. Typische Beispiele sind Datacenter-Fläche, Cloud-Ressourcen oder Netzwerkkapazitäten. Pay-per-Use: Die Kosten passen sich den variablen, tatsächlich konsumierten Ressourcen an. Der Kunde bezahlt nur, was er wirklich braucht. Service Level Agreement: Der Leistungsumfang wird garantiert, gemessen und rapportiert.

Welche technologischen Trends prägen aktuell den Markt?

Software-defined Network, Hyper Converged Infrastructure und
Cloud sind aktuell im Trend. Die Workloads im RZ haben die Tendenz, sich zu dezentralisieren und werden Multi-Cloud-fähig. Auch bei der Datenspeicherung ist der Einsatz von Object Storage immer beliebter, der ebenso in verschiedenen Clouds zur Verfügung steht. Gartner sagt voraus, dass 80 Prozent der Firmen bis 2025 vollständig auf ein eigenes Datacenter verzichten und anstelle dessen ihre Workloads zum Colocation-, Hosting- und/oder Cloud-Providern verschieben werden.

Was sind derzeit die lohnendsten Zielmärkte für RZ-Betreiber?

Unser Infrastrukturfokus macht uns attraktiv für Partner, die darauf aufbauend ihre eigenen Dienste anbieten. Oft eröffnen sich dadurch Chancen durch Synergieeffekte. Wir bieten eine der modernsten Cloud-Infrastrukturen der Schweiz und kombinieren diese je nach Bedürfnis mit Colocation-Services, privaten Netzen oder Sicherheitslösungen.

Wie können sich kleine RZ-Betreiber von den grossen, internationalen Anbietern differenzieren?

Während die grossen Public Clouds standardisierte Lösungen und Services global offerieren, können kleinere Anbieter auf spezifische Anforderungen eingehen und massgeschneiderte Lösungen realisieren. Als Cyberlink sehen wir die Zukunft in der Multi-Cloud. Wir sehen unsere Aufgabe darin, auf Bedürfnisse zugeschnittene Infrastrukturservices zur Verfügung zu stellen und unsere Kunden damit zu befähigen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Die Basis bildet eine sichere und hochverfügbare Vernetzung von Firmen-, Datacenter- und Cloud-Provider-Standorten.

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?

Die meisten RZ-Anbieter bieten einen indirekten Kanal, der es anderen Anbietern wie Systemintegratoren oder Softwarefirmen erlaubt, eigene RZ-Angebote zu erstellen. Die Angebotspalette entwickelt sich von kundenbetriebenen On-premise-Lösungen hin zu "Fully-Managed-Services" im Rechenzentrum. Der Kunden wählt – abhängig von Geschäftsmodell und Kompetenzen –, welche Integrationstiefe am besten passt. Die Möglichkeiten reichen von Infrastruktur-as-a-Service, Plattform-as-a-Service bis hin zu Software-as-a-Service.

Die Antworten der übrigen Podiumsteilnehmer:

  • Mathias-Ulrich Koch, Datahub: "Heute reicht es nicht mehr, eine exzellente sichere Burg zu bauen."

  • Thomas Liechti, Mount10: "Persönlicher Support wird immer essenzieller aufgrund höherer Anforderungen an die Verfügbarkeit."

  • Volker Ludwig, E-Shelter: "Grundbedingung ist ein hochsicheres, redundant ausgelegtes und energieeffizientes Rechenzentrumsdesign."

  • Dieter Moser, CKW Fiber Services: "Der Trend zum Outsourcing von IT-Leistungen wird von den verschiedenen Cloud-Architektur-Varianten überlagert."

  • Jan-Pieter Nentwig, Interxion: "Je mehr Rechenleistung in die Clouds verschoben wird, desto weniger ausgelastet sind die eigenen Rechenzentren."

  • Martin Otzenberger, OIZ: "Schweizer RZ-Betreiber mit Datenhaltung in der Schweiz haben einen Vorteil gegenüber internationalen Grossanbietern."

  • Roger Semprini, Equinix: "Wichtig sind auch mehrere RZ-Standorte, damit sich ein Kunde in verschiedenen RZs aufstellen kann."

  • Marco Stadler, Green: "Kleine RZ-Betreiber werden sich vermehrt über Services abheben müssen."

  • Ralph Urech, Data11: "Ergänzende Dienste wie Remote Hands oder Connectivity zu anderen Datacentern, Internet, Cloud werden wichtiger."

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DPF8_143417