Wegen Mainframe-Systemen und Wahlen in Russland

Servermarkt auf Siebenjahreshoch

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Der Servermarkt in der Region EMEA ist im zweiten Quartal dieses Jahres um 12,5 Prozent gestiegen. Besonders lief das Geschäft für IBM und HP. Oracle hingegen verliert Marktanteile und Umsatz.

Der Umsatz am Servermarkt im EMEA-Raum ist im zweiten Quartal dieses Jahr um 12,5 Prozent gewachsen. Das sei das stärkste Wachstum seit dem zweiten Quartal 2004, wie IDCs Analysten in ihrer aktuellen Ausgabe ihrer "Quarterly Server Tracker"-Studie hervorheben.

Ihren aktuellen Zahlen zufolge wurden für 3,4 Milliarden US-Dollar Server und damit verbundene Dienstleistungen gehandelt. Dabei wurden rund 543'000 Geräte ausgeliefert, knapp drei Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Wahlen in Russland steigern Nachfrage

Beatriz Valle ist Senior Research Analystin in der Enterprise Server Gruppe und beobachtet bei IDC den EMEA-Markt. Ihrer Meinung spiegeln die Absatzzahlen den Nachholbedarf nach der Finanzkrise wieder: "Frankreich ausgenommen, zog der Markt in Westeuropa stark an, besonders in Deutschland mit einem Umsatzanstieg von 62 Prozent."

Gesundes Wachstum sieht sie auch in Zentral- und Osteuropa: "Dank Nachfrage nach CISC-Technik seitens der Finanzindustrie und Regierungseinrichtungen hat der Enterprise-Markt wahren einen Schub erlebt." So investierten die Behörden in Russland wegen der bevorstehenden Wahlen in ihre IT-Systeme, wodurch die Nachfrage in Russland um 163 Prozent gestiegen sei.

Weniger "alternative Systeme"

Die Umsätze mit X86-Servern stiegen verglichen mit dem zweiten Quartal des letzten Jahres um 14,6 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Neue Prozessoren wie etwa die "Xeon 7500"- und "Opteron 6000"-Serien sowie die in diesem Jahr eingeführte "E7 Xeon"-Plattform verkauften sich gut. So wurden über eine halbe Million Standard-Server ausgeliefert, gut drei Prozent mehr, als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Mit nicht X-86-Systemen wurden mit 1,1 Milliarden Dollar und somit 8,5 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als letztes Jahr. Obwohl der Umsatz stieg, sank die Zahl ausgelieferter Maschinen: Insgesamt wurden 11'000 Server nachgefragt, 17 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor.

Der Umsatz mit RISC-Systemen ging um ein halbes Prozent zurück, auch sank deren Marktanteil um 2,2 Prozent. Der Umsatz mit EPIC-Systemen ging ebenfalls zurück, allerdings um 4,1 Prozent. Mainframe-Systeme gefragt

Mainframes gefragt

Die Analysten sahen für alle drei Serverklassen verbesserte Marktbedingungen: Die Verkäufe von Volumen Server stiegen um fast neun Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar, von Midrange Servern um 18 Prozent auf 500 Millionen Dollar und von High-End-Systemen, wie Mainframes, um 44,1 Prozent auf 800 Millionen Dollar. Deren Umsatz stieg um 40,4 Prozent auf über 100 Millionen Dollar an.

Der Wunsch der Konsumenten nach Mainframesystemen spiegelt sich auch am Markt der Betriebssysteme für Server wieder: Der Umsatz mit dem Betriebssystem z/OS stieg im Vorjahresvergleich um 61 Prozent auf über 300 Millionen Dollar an.

Der Linux-Umsatz stieg um 20 Prozent und knackte die 600-Millionen-Dollar-Marke. Als einziges der führenden fünf Systeme musste Unix Federn lassen. Der Umsatz mit Unix-Systemen sank um 3,5 Prozent. Windowsverkäufe generierten 1,6 Milliarden Dollar Umsatz. Microsoft führt diesen Markt mit 13 Prozent weiterhin an.

Die Top Five Brands

HP führt weiterhin das Feld der fünf grössten Server-Anbieter an, dessen Server 11,6 Prozent mehr Umsatz generierten als ein Jahr zuvor. IBM konnte seinen Marktanteil um 3,5 Prozent ausbauen. Der Umsatz mit IBM-CISC-Servern stieg um 61 Prozent, mit Powersystemen der RISC-Unix-Linie um 21,4 Prozent. Insgesamt stiegen die Umsätze mit IBM-Maschinen um rund 28 Prozent an. Dells Server Umsätze stiegen um 1,7 Prozent und Fujitsus Umsatz wuchs um 0,6 Prozent.

Mit Oracle gibt es den einzigen Verlierer im Feld: Gesamthaft gingen die Umsätze mit Oracle-Fabrikaten um fast 7 Prozent zurück - der Umsatz mit Sparc-Enterprise-Servern erreichte rund 180 Millionen Dollar. Auch der Oracles Marktanteil sank, von 10 Prozent um 1,7 Prozent und liegt entsprechend bei 8,7 Prozent.

Schuldenkrise dämpft Wachstum

Trotz der, mit Ausnahme von Oracle, guten Resultate sehen die Analysten dunkle Wolken über dem Servermarkt aufziehen. Denn das aktuelle Marktvolumen reicht nicht an die 5,4-Milliarden-Dollar-Marke des vierten Quartals von 2007.

Nachdem der Bedarf an Servern zuletzt besonders in Westeuropa angestiegen ist, fürchten IDCs Auguren eine schwächere Nachfrage für die gesamte zweite Jahreshälfte 2011. Dazu würde, neben dem Mainstream-Einsatz von Virtualisierungslösungen und der Cloud, auch Multicore-Processing beitragen. Die "makroökonomischen Konditionen", sprich Schuldenkrise, einiger Länder, erschwere die Lage zusätzlich.

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