Studie von Interxion

Wo Schweizer Firmen auf dem Weg zum data-driven Business stehen

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von Coen Kaat

Daten sind eine wertvolle Ressource und eine Stütze für Geschäftsentscheidungen: Wer seine Kunden besser kennt, kann sie besser bedienen. Eine Studie von Interxion zeigt, wie weit dieser Ansatz in der Schweiz schon im Business angekommen ist - und was anderswo dagegenspricht.

(Source: sorbetto / iStock.com)
(Source: sorbetto / iStock.com)

Früher war IT viel einfacher. Das stimmt zwar nicht wirklich, aber die Fülle an Daten, die heutzutage erhoben werden, kann komplex und überwältigend wirken. Diese Daten sind jedoch auch eine Ressource, die Unternehmen anzapfen können, um den Unternehmenserfolg zu steigern. Bei diesem sogenannten data-driven oder datengestützten Ansatz werden strategische Entscheidungen aufgrund der Analyse und Interpretation der zur Verfügung stehenden Daten getroffen.

Um einen Nutzen aus der Datenfülle ziehen zu können, bedarf es aber einer klaren Strategie. Der niederländische Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen Interxion ging der Frage nach, wo Unternehmen auf der Reise zum data-driven Business stehen. Dabei ging es auch darum, was sich die Unternehmen davon erhoffen, was dem noch im Weg steht und wie Unternehmen ihren Datenschatz horten.

Interxion befragte dafür weltweit 7295 IT-Entscheider von Firmen mit mehr als 100 Millionen US-Dollar Jahresumsatz. 200 Befragte kommen aus der Schweiz. Interxion gab der Redaktion einen Einblick in die Studienergebnisse aus der Schweiz.

Je grösser die Firma, desto klarer die Datenstrategie

Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Schweizer Firmen den Wert ihrer Daten bereits erkannt hat. Über alle Unternehmensgrössen hinweg gaben rund zwei Drittel der Befragten an, entweder eine formelle Datenstrategie aktiv umzusetzen oder schon in einer frühen Phase der Einführung zu sein. Je grösser das Unternehmen, desto stärker ist der data-driven Ansatz schon implementiert. So gaben bei den Firmen mit einem Umsatz von 100 bis 150 Millionen Dollar 22 Prozent an, dass sie eine datengestützte Strategie umsetzen und 39 Prozent sind nach eigenen Angaben gerade dabei, eine solche Strategie einzuführen. Bei den Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 150 und 250 Millionen sowie zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde Dollar sind es jeweils rund ein Drittel der Befragten. Bei den Firmen mit über 1 Milliarde Umsatz kippt das Verhältnis: Hier verfügen 44 Prozent bereits über eine Strategie und 33 Prozent sind noch dabei, eine zu implementieren. Entsprechend schrumpft auch der Anteil Firmen, die keine oder keine klare Datenstrategie haben mit der Umsatzgrösse: Von 22 Prozent bei den kleineren auf 11 Prozent bei den grösseren Unternehmen.

 

Schlüsselt man die Antworten nach Branchen auf, zeigt sich ein sehr durchmischtes Bild. In den meisten Branchen haben mindestens drei Viertel der Befragten eine datengestützte Strategie implementiert oder sie führen gerade eine ein. Dazu zählen der Finanzsektor, das Versicherungswesen, die Pharma- und Chemiebranche, Fertigung und Automobilbau, Medien und Unterhaltung sowie Business & Professional Services. In der Kategorie Reisen, Transport und Logistik trifft dies nur noch auf etwas mehr als die Hälfte der befragten Firmen zu. Das Schlusslicht bilden das Gesundheitswesen und der Einzelhandel. Hier haben oder implementieren noch nicht mal ein Drittel der Befragten eine entsprechende Strategie.

Mehr Daten für mehr Produkte und Dienste

Was erhoffen die Unternehmen, aus diesen Daten zu gewinnen? Gemäss der Studie sind die drei wichtigsten Beweggründe für alle Unternehmensgrössen ähnlich. Der Wunsch, neue digitale Produkte oder Services zu entwickeln, taucht etwa in allen Kategorien auf. Für fast alle Unternehmensgruppen relevant ist auch das Bedürfnis, die Kundenzufriedenheit mit datengestützten Erkenntnissen zu verbessern. Die wichtigste Motivation für die kleineren Unternehmen (100 bis 150 Millionen) ist jedoch eindeutig die Steigerung von Umsatz und Profit. Diese Antwort schaffte es bei den übrigen Kategorien nicht in die Top 3. In der Gruppe der Unternehmen mit einem Umsatz von 250 Millionen bis 1 Milliarde Dollar tauchte ebenfalls eine neue Antwort auf: Fast 30 Prozent der Befragten in dieser Kategorie wollen auf diese Weise Cybersecurity-Zwischenfälle verhindern.

(Source: Netzmedien; Daten: Interxion)

Die Strategien sind also da oder in Vorbereitung und die Ziele klar. Was steht dann noch im Weg? Diese Hürden sind gemäss der Umfrage ebenfalls für Unternehmen aller Grössen vergleichbar. Datenschutzbestimmungen beispielswese werden von allen Gruppen als eine der drei grössten Hürden gesehen - in drei der vier Gruppen ist es sogar die meistgenannte Antwort. Ferner sind auch für viele die Zurückhaltung der Kunden, Daten zu teilen, sowie ungenügende Investitionen in die IT Hindernisse. Bei den grössten Unternehmen treten zwei neue Probleme auf, die wohl mit der Unternehmensgrösse zusammenhängen. Die Befragten in dieser Kategorie zählen nämlich den Datenaustausch zwischen den einzelnen Abteilungen und das Zusammentragen von Daten aus verschiedenen Silos zu ihren Problemen.

(Source: Netzmedien; Daten: Interxion)

Wo und wie die Daten gehalten werden

Wie gut ein Unternehmen Daten nutzen kann, hängt auch damit zusammen, wo diese Daten sind. In diesem Punkt scheint die Unternehmensgrösse nicht der einzige ausschlaggebende Faktor zu sein. Denn es fehlt eine klar lineare Entwicklung von den kleineren zu den grössten Firmen in der Studie. Die befragten Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 und 150 Millionen Dollar aggregieren ihre Daten weitestgehend. 47 Prozent der Befragten in der Gruppe haben einen "sehr zentralisierten" Datenpool und weitere 26 einen "einigermassen zentralisierten" Datenpool. In der nächstgrösseren Kategorie (150 bis 250 Millionen Umsatz) gaben nur noch 17 Prozent an, ihre Daten seien "sehr zentralisiert" und 34 Prozent antworteten mit "einigermassen zentralisiert".

 

An dieser Stelle beginnt das Muster wieder von vorne: Die nächste Gruppe ist nämlich fast identisch mit der ersten. In der Kategorie 250 Millionen bis 1 Milliarde halten 48 Prozent ihre Daten "sehr zentralisiert" und 26 "einigermas­sen zentralisiert". Die grössten Unternehmen in der Studie (ab einem Umsatz von 1 Milliarde) gleichen wiederum eher der vorletzten Kategorie: 13 Prozent antworteten mit "sehr zentralisiert" und 25 mit "einigermassen zentralisiert". Diese Kategorie ist übrigens die einzige, in der die Mehrheit der Unternehmen (63 Prozent) auf der dezentralisierten Seite zu finden ist. Nach Branchen aufgeschlüsselt, zeigt die Umfrage, dass insbesondere Unternehmen in den Bereichen Einzelhandel, Gesundheitswesen sowie Reisen, Transport und Logistik ihre Daten eher dezentral halten.

Die Gründe für eine (de)zentrale Datenhaltung

Die Befragten, die angaben, einen zentralisierten Ansatz zu verfolgen, waren sich über die Gründe dafür einig - die Firmengrösse spielt dabei keine Rolle. Gemäss den Befragten lassen sich die Daten so schneller verarbeiten und so können die Daten auch möglichst nah bei den Personen gehalten werden, die sie am meisten brauchen. Ferner gaben einige Firmen an, dass sie auf diese Weise das für die Datenverarbeitung benötigte Budget reduzieren können.

Interessanterweise ist dies auch eine der Top-Antworten, die in allen Unternehmenskategorien als Hauptgrund für einen dezentralisierten Ansatz genannt wird: ein geringeres Budget für die Datenverarbeitung. Auf dieser Seite der Gleichung waren die Antworten jedoch weniger homogen. Zu den Top-Gründen für einen dezentralisierten Ansatz gehören ausserdem die IT-Strategie der Firma, eine schnellere Datenverarbeitung und dass man so weniger IT-Systeme brauche, um die Daten zu erfassen und zu analysieren. Die meisten Befragten rechnen übrigens damit, dass das Budget für die Sammlung und vor allem für die Auswertung von Daten in den nächsten zwei Jahren leicht zunehmen wird.

Ein wichtiger Punkt beim Thema zentralisierte Datenhaltung ist auch die Frage nach der Anzahl Standorte. Die Studienautoren wollten daher auch wissen, an wie vielen Niederlassungen weltweit die Unternehmen IT-Infrastrukturen betreiben - dazu zählen auch Colocation-Standorte. Nicht überraschend steigt die Anzahl Niederlassungen mit zunehmender Unternehmensgrösse. Während über die Hälfte der kleinsten befragten Unternehmen mit "1 bis 10" antworteten, gibt es kein einziges Grossunternehmen (ab 1 Milliarde) in der Umfrage mit weniger als 20 Standorten. Ein Drittel der befragten Grossunternehmen unterhält über 50 Zweigstellen).

 

Eine Vielzahl der teilnehmenden Firmen plant, die Anzahl Standorte in den nächsten zwei Jahren auszubauen. Lediglich bei den Unternehmen mit Umsätzen zwischen 100 und 150 Millionen sowie zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde antwortete eine Mehrheit, dass sie es entweder nicht wissen oder keine Expansionspläne haben.

Was Unternehmen noch brauchen

Mit den datengestützten Strategien kommen auch Erwartungen an die Betreiber von Rechenzentren (RZ). Die befragten Unternehmen aller Grössen sind sich einig, dass ein RZ-Betreiber eine globale Abdeckung, Kapazität und eine direkte Konnektivität in den wichtigsten Metropolen auf einer einzigen Plattform bieten muss. Zudem müssen sie einen sicheren Datenaustausch zwischen Benutzenden, Netzwerken, Clouds und IT-Dienstleistern bieten - ebenfalls auf einer einzelnen Plattform. Für die kleineren Firmen ist es zudem wichtig, dass RZ-Betreiber einen Austausch zwischen den verknüpften Unternehmen ermöglichen, sodass sie ihre Businessplattformen vernetzen und zusammenarbeiten können.

Auch bei den Unternehmen selbst gibt es in den nächsten zwei Jahren noch etwas zu tun. Um mehr aus den Daten holen zu können, muss etwa die Dateninfrastruktur verbessert werden. In diesem Punkt waren sich alle Befragten einig. Einzig die Unternehmen ab einem Umsatz von 1 Milliarde Dollar betrachtet dies nicht als kritisch, um mehr datengestützte Erkenntnisse zu gewinnen. Investitionen in künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen sowie die Befähigung der Mitarbeitenden in der Datenverarbeitung betrachten hingegen durchs Band alle befragten Unternehmen für die nächsten zwei Jahre als wichtig.

Für die grössten Unternehmen in der Umfrage kommt noch ein neuer Punkt hinzu, der bei den übrigen fehlt. Für Unternehmen (ab 1 Milliarde) ist es laut der Umfrage in den nächsten beiden Jahren das allerwichtigste, die C-Level-Führungspersonen darüber aufzuklären, wie wichtig Daten sind. Nur wer weiss, wie wichtig Daten sind, sieht auch den Mehrwert, der darin schlummert.

Zusätzliche Grafiken von Interxion:

 

(Source: Interxion)

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